Neue Solistin: „Die Stadt passt zu mir“
Die 26-Jährige singt ein Loblied auf Wuppertal. Schon während ihres Studiums stand die Altistin auf der Bühne. Nun ist es ihr Vollzeitjob: Ab sofort verstärkt sie das Opern-Ensemble.
Wuppertal. Der Beruf kam überraschend. Eigentlich wollte Miriam Scholz Pianistin werden. Gesungen hat sie immer nur zum Spaß. Sie nahm Gesangsstunden, weil die Chorleiterin ihre Stimme gut fand. Und sie fuhr zum Vorsingen an die Musikhochschule Wuppertal, weil ihr Gesangslehrer vorschlug, sie solle das mal ausprobieren. "Da habe ich mich nachmittags erst einmal hingesetzt und nachgeguckt: Was bedeutet das eigentlich? Was bin ich dann nach dem Studium?"
Jetzt ist sie nicht nur Gesangspädagogin und Konzertsängerin, sondern mit der neuen Spielzeit 2008/09 auch Solistin der Wuppertaler Bühnen. Im Gegensatz zu vielen Kollegen, die mehr gezwungenermaßen in die Stadt kommen, liebt sie Wuppertal. "Die Stadt ist sehr ambivalent und passt zu mir - besonders die Nordstadt, in der ich wohne." Scholz wurde in Bielefeld geboren, aufgewachsen ist sie im Münsterland.
2003 zog sie zum Studium ins Tal. Damals hat sie als Sopranistin begonnen - "mangels Technik". Bald wechselte sie zum Alt. "Da ist die Stimme auf einmal total aufgegangen." Sie schätzt ihren Lehrer und Mentor Alexander Stevenson, bei dem sie noch drei Semester bleibt, um den Aufbaustudiengang "Konzertexamen" zu absolvieren.
Auch Korepetition und Schauspielunterricht will sie weiterhin nehmen, soweit es die Anforderungen an den Wuppertaler Bühnen zulassen. Schließlich sind das ihre Handwerkszeuge für die Zukunft. "Im Liegen und Knien singen - das geht total gut, das hätte ich gar nicht gedacht."
Sie liebt die Schauspielerei und freut sich auf die neuen Herausforderungen: "Ich will mich kopfüber in das Leben am Theater schmeißen." Die Bühne im Schauspielhaus kennt sie schon: Dort hat sie im Extra-Chor bereits bei "Pique Dame", "Carmen" sowie "Victoria und ihr Husar" mitgewirkt.
"Wenn man im Chor singt, ist man wie ein Teil eines Instrumentes, man steht mitten im Klang." So ist sie auch Mitglied der Europäischen Vokalsolisten, die mit hochkarätigen, jungen Sängern aus ganz Europa unter der Leitung von Steffen Schreyer Projekte erarbeiten.
Daneben tritt Scholz gerne in Kirchen auf, singt Oratorien und Konzerte. Ihre Diplomarbeit schrieb die Altistin zur chorischen Erwachsenenstimmbildung. Dort hat sie eine Menge Erfahrungen gesammelt, übte sie doch jahrelang mit den Chören der Kantorei Dreiklang.
Dafür bleibt ihr jedoch jetzt keine Zeit mehr. "Ich glaube, Opernsängerin ist echt ein Vollzeitjob." Neben Spaziergängen oder Lesen besteht das Leben der 26-Jährigen nur aus Musik: hören, singen, Klavier spielen. "Das kommt mir auch manchmal komisch vor, aber ich liebe es."