Wuppertaler Bühnen Ovationen für „My Fair Lady“

Iris Marie Sojer und Thomas Braus in Paraderollen, die Sinfoniker in Höchstform.

Tanja Ball, Sangmin Jeon, Iris Marie Sojer, Sookwang Cho, Hong-Ae Kim und Dagmar Hessenland in „My Fair Lady“.

Foto: ja/JENS GROSSMANN

Schon die Ouvertüre bei der Wiederaufnahme des Musicals „My Fair Lady“ ließ ahnen, welchen Verlauf dieser Abend nehmen sollte. Exzellentes Zusammenspiel und musikalische Stringenz, das waren nur die ersten Momente, von denen man nach drei Stunden sagen konnte: Schade, dass es vorbei ist. Nachdem sich der Vorhang geöffnet hatte, erlebte man eine lohnende Übernahme des Pfalztheaters Kaiserslautern in deutscher Sprache mit viel Berliner Akzent und Witz, beweglichem Bühnenbild, passenden Lichteffekten und Kostümen, die für Atmosphäre um die Jahrhundertwende sorgten.

Musikalisch und schauspielerisch verlief der Abend wie aus einem Guss. Beginnend mit dem Chor der Bühnen (Einstudierung: Markus Baisch), der klangschön homogen sang und dazu mit viel Temperament auch die schmissigen Choreografien, gemeinsam mit Statisterie und dem Extra-Ballett, erstklassig auf die Bühne brachte. Auch die Nebenrollen waren durch Choristen hervorragend besetzt. Sangmin Jeon hat sich mit seinem strahlenden Tenor in die Herzen der Wuppertaler gesungen, dem steht auch Sebastian Campione mit seinem Bass-Buffo in nichts nach. Angela Fischer, Dagmar Hessenland und Tom Zahner sprühten vor Spielfreude und gaben ihren Rollen die notwendigen charakterlichen Züge.

Zum absoluten Hochgenuss avancierte Iris Marie Sojer in ihrem Debüt als Eliza Dolittle. Sie konnte ihre stimmlichen wie schauspielerischen Fähigkeiten voll zum Ausdruck bringen, von der „echt Baaliner Jöhre“ hin zur „Dame der Gesellschaft“. Ebenso Thomas Braus mit seinen überragenden schauspielerischen Fähigkeiten. Er spielte und sang den Prof. Higgins nicht nur, er war Higgins. Seine Darstellung des gnadenlosen Egozentrikers bis zum tief bewegenden Schluss-Monolog in seiner Zerrissenheit von Verlust, Einsamkeit, eigenem Versagen und doch wieder in die alten Muster der Egomanie zurückfallend, all dies setzte Braus fesselnd in Sprechklang um.

Umsetzung mit Sinn
für die richtigen Tempi

Nicht fehlen durfte das Sinfonieorchester unter Leitung von Michael Cook. Traumhaft schöne Holzbläser-, Horn- und Violinsoli, markante, gleichzeitig swingende Blechbläser wie in einer edlen Jazzband und ein Schlagzeuger, der den Pfiff und Schwung dieser Musik erstklassig umsetzte, dazu die klangschöne Streichergruppe, das Orchester spielte in Höchstform. Dies alles wurde von Michael Cook mit Sinn für die richtigen Tempi und viel Liebe zum Detail umgesetzt.

Auch im Zusammenspiel von Bühne und Graben passte alles. Zum Ende hielt es das Publikum nicht auf den Sitzen. Minutenlange stehende Ovationen und Bravi waren der anmessende Lohn für alle Ausführenden wie für die Oper selbst. Weitere Aufführungen am 21. März, 1. April und 2. Mai.