Schatzsuche in Elberfeld
Das Kinder- und Jugendtheater bringt „Die Schatzinsel“ auf die Bühne. Die Premiere am Samstag findet nicht, wie bei früheren Produktionen, im Berufskolleg Elberfeld statt, sondern im Forum.
Wuppertal. Wer würde die englische Provinz nicht gegen einen karibischen Traumstrand tauschen? Laurentiu Tuturuga erzählt kein Seemannsgarn, wenn er verspricht, dass Wuppertaler den Unterschied ab dem 24. Februar mit eigenen Augen erleben können. Um 16 Uhr sticht der Regisseur und Ausstatter mit seinem Ensemble in See.
Eine sagenhafte Piratengeschichte gibt die Route vor: Das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater sucht "Die Schatzinsel" - mitten in Elberfeld. Dass die Crew nicht, wie bei früheren Produktionen, Premiere im Berufskolleg Elberfeld feiert, sondern die Leinen im Forum löst, hat einen guten Grund. "Die Atmosphäre ist passender", sagt Tuturuga - geht es doch um den "Zauber einer anderen Welt", in die Gäste ab acht Jahren eintauchen dürfen. Im Forum treffen sie auf wilde Piraten: Der junge Jim (Sascha Kirschberger) schließt sich der hyperaktiven Horde an, weil der tollkühne Tellerwäscher lieber das große Abenteuer sucht, statt in einer kleinen Küche in der englischen Provinz zu versauern.
Tuturuga erzählt den berühmten Roman von Robert Louis Stevenson (1883) in einer Bühnenfassung von Andreas Gruhn - mit vielen Szenenwechseln und noch mehr Musik.
Matthias Nahmmacher leitet die Gruppe der Musiker, die die sichtbaren Veränderungen klangvoll begleiten. "Jim erlebt eine Initiationsreise, fährt ein Jahr lang von Bristol in die Karibik und wird dabei erwachsen", erklärt der Regisseur. "Das Flair der Seefahrt fassen wir deshalb nicht nur in Bilder, sondern vor allem auch in Musik."
Wenn Piraten singen: Die Musik spiegelt die Sehnsucht nach Freiheit Und was könnte atmosphärischer klingen als Shanties? Dabei lernt das Publikum nicht nur, dass die Piraten kurze Lieder mit einem abgehackten Rhythmus sangen, um im Gleichtakt zu bleiben. "Die Musik spiegelt auch die große Sehnsucht nach Freiheit."
Der Erkenntnisgewinn soll gerade unter den kleinen Zuschauern groß sein, wie Tuturuga betont. Denn auf hoher See werden alle Regeln über Bord geworfen - und moralische Fragen aufs Deck geholt. Wer gehört zu den "Guten", wer zu den "Bösen"? Dass die Grenzen fließend sind, macht für den Regisseur den Reiz des Stückes aus und die Bühne frei für "mehrschichtige Charaktere".
"Wer kann schon immer sagen, was richtig ist?", betont Tuturuga. "Wichtig ist vielmehr, dass Jim lernt, dass er Entscheidungen treffen und zu ihnen stehen muss." Apropos: Tuturuga steht (natürlich) zu seinem Ensemble, das Besuchern des Kinder- und Jugendtheaters vertraut sein dürfte und reichlich Kleiderwechsel zu bewältigen hat. Dieter Marenz, Rainer Krensch und Silke Welbers schlüpfen in insgesamt 14 Rollen. Sascha Kirschberger hingegen hat nur eine Bühnen-Identität: Er spielt den jungen Jim, der sich vom Kindskopf zum echten Mann mausert.