WZ-Video: Japanisches Kaiserhaus ehrt Pina Bausch

Das Kaiserhaus bezeichnet Wuppertals Star-Choreografin als "aufgehende Sonne" und ehrt sie für ihre Verdienste um den japanischen Tanz.

Wuppertal/Erkrath. Sie kennt die ganze Welt. Am Sonntag lernte Pina Bausch auch Erkrath kennen. Keine Frage: Die kurze Reise ans Tor zum Neandertal hat sich gelohnt. Mehr als 60 Auszeichnungen hat die Chefin des Wuppertaler Tanztheaters weltweit gesammelt. Jetzt kam eine weitere hinzu: Der "Orden der aufgehenden Sonne am Halsband, goldene Strahlen", den ihr der Japanische Generalkonsul Shin Maruo in seiner Residenz in Erkrath verlieh, ist zwar nicht von einem Scheck gekrönt, hat in Asien aber "einen sehr hohen Stellenwert, wie Maruo betont. "In Japan gibt es wohl keinen, der Frau Bausch nicht kennt."

Und wer sie kennt, der weiß, dass die Star-Choreografin am liebsten die Körper ihrer Tänzer sprechen lässt. Auch gestern nahm sie die geballten Komplimente mit einem zurückhaltenden Lächeln entgegen: sehr erfreut, sichtlich gerührt und doch gewohnt bescheiden.

Dass das Japanische Kaiserhaus die Mutter Courage der modernen Tanzszene feiert, ist kein Zufall. Seit 1986 hat sie ihr Ensemble schon elfmal ins "Land der aufgehenden Sonne" entführt. "Jeder Aufenthalt war ein unvergessliches Erlebnis", sagt sie. Wobei sie in Japan vor allem eines gelernt habe: "dass man nicht nur überall zu Hause sein kann, sondern auch überall verstanden werden kann". Mit bewegenden Mitteln, versteht sich: "Tanz weckt Erinnerungen, Gefühle, Hoffnungen. Das verbindet uns alle."

Für die Tanz-Ikone, die im vergangenen Jahr den Kyoto-Preis erhalten hat, vor fünf Monaten Ehrenbürgerin der Stadt Wuppertal wurde und gerade erst den Goethe-Preis in Frankfurt überreicht bekam, ist die jüngste Würdigung nicht nur eine weitere Auszeichnung, sondern "eine außergewöhnliche Ehre". Asien fasziniert und inspiriert sie gleichermaßen: Die 68-Jährige schwärmt von der "Gleichzeitigkeit von Uraltem und Neuem", von Tempeln und Technik. Im Laufe der Zeit sind " in Japan viele Freundschaften entstanden. Das macht mich sehr, sehr glücklich. Und jetzt werde ich dafür auch noch geehrt."

Und zwar von Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Der Kultur-Staatssekretär des Landes NRW verschwieg nicht, dass die Tanz-Pionierin nicht immer mit offenen Armen empfangen wurde: "Ich kann mich noch sehr gut an knallende Türen erinnern." Solche Zeiten sind freilich längst vorbei. "Sie hat sich ihren Erfolg hart erarbeitet. Pina Bausch ist seit 40 Jahren eine aufgehende Sonne - in NRW und in der ganzen Welt."

Dass die Bekanntheit der Choreografin "eigentlich gar keiner Laudatio bedarf", hielt den Kultur-Staatssekretär natürlich nicht davon ab, eine eben solche zu halten. Und so schmunzelten seine Zuhörer ziemlich schnell über eine "Freudsche Fehlleistung": "Der Erfolg spricht für mich", betonte Grosse-Brockhoff, meinte aber "sich".

So wurde gestern gelacht, gelächelt und gut gespeist - am asiatischen Buffet natürlich. Dort bedienten sich auch viele Ensemble-Tänzer, für die die Ordensverleihung ganz offensichtlich eine (nicht nur kulinarische) Freude war. Ihre langjährigen Begleiter, darunter Dominique Mercy und Nazareth Panadero, spendeten begeistert Beifall, als Shin Maruo am Ende zur Tat schritt und Pina Bausch den Orden umhängte. Der Generalkonsul selbst hat übrigens noch keine Aufführung des Tanztheaters gesehen. "Das möchte ich aber nachholen." Ab Oktober hat er dazu im Schauspielhaus Gelegenheit...