Patrick Stanke: „Zu Hause bin ich nur in Wuppertal“

Auf der Musical-Bühne trifft der Wuppertaler den Papst. Vorher spricht er mit der WZ über Fangfragen und Herzensbrecher.

Herr Stanke, mit der Uraufführung des Musicals "In Nomine Patris" läutet das Deutsche Theater in München, das in den kommenden Monaten renoviert wird, seine rund dreijährige Spielzeit in Fröttmaning ein. Wie ist es, in einer Zeltstadt zu proben und spielen?

Patrick Stanke: Es ist natürlich eine ganz andere Arbeitsweise, zwischen bohrenden und werkelnden Bühnenarbeitern sowohl musikalisch als auch szenisch zu proben, dennoch ist es eine Riesen-Herausforderung. Und am Ende können wir sagen: "Wir waren die Ersten."

Stanke: Na, der Papst ist frei erfunden, und auch die ganze Geschichte drumherum ist fiktiv, aber wenn es sich wirklich einmal alles so zuträgt, dann denke ich, haben wir alle etwas zu beichten. Ich bin natürlich nicht immer ein Unschuldslamm, aber wenn ich so in mich reinhorche und überhaupt neben der ganzen Arbeit, die in mir steckt, Zeit finde, andere Dinge zu sehen, entdecke ich leider nichts Beichtenwertes.

Stanke: Das ist doch ’ne Fangfrage! Schon in der Schule war klar, dass ich eher zum Sänger und Schauspieler tauge als jemals in ein wissenschaftliches Labor, dennoch ist die Leidenschaft in mir, andere und verquere Personen und Charaktere darzustellen, so groß, dass ich mich mit Freude dieser Person nähern kann. Im Laufe eines Probeprozesses entdeckt man dann Dinge, die man vorher nicht wissen kann. Zum Beispiel: Wie geht eine Person? Hinkt sie, oder hat sie einen Sprachfehler? Oder wie in diesem Fall: Trägt sie eine Brille?

Stanke: Bisher hab ich immer die großen Liebhaber, Herzensbrecher und Helden, die Romeos der Musicalszene gespielt, und das lag mir eigentlich immer. Dieser Dr.Sand hingegen ist ein ganz verklemmter, junger unerfahrener Mann - in Sachen Frauen und Liebe. Er hat die letzten zehn Jahre an seiner "Weltformel" gearbeitet und dabei nur wenig Tageslicht gesehen hat. Somit gibt es eine andere Farbe, die ich endlich mal zeigen kann - und das ist gar nicht so einfach.

Stanke: Ich bin erstmal grundsätzlich gefühlte 360 Tage im Jahr nicht zu Hause, sondern lebe in Hotels oder Appartements der jeweiligen Theaterproduktionen. Dazu kommt nun die Probenzeit, in der wir grade stecken. Klingelt in München der Wecker, dann lasse ich meine Kaffeautomaten warm laufen, spring unter die Dusche, und nach einem Latte Macchiato geht’s in die U-Bahn bis Fröttmaning.

Stanke: Genau. Dort geht’s dann los: Proben von 10 bis 13 Uhr, eine Stunde Pause, dann von 15 bis 18 Uhr szenische, musikalische und choreographische Proben und zwischendurch Presse- und Fototermine. Während der kurzen Pausen gibt es Zeit für soziale Kontakte innerhalb des Ensembles, da wir ja immer wieder neue Leute sind. Ich spiele ja nicht seit Jahren mit den selben Menschen, sondern wir werden immer neu gecastet und müssen uns dann irgendwie zusammenraufen. Um 18 Uhr geht die U-Bahn-Aktion rückwärts. Und dann geht’s ans Lernen: alles noch mal ansehen und durchsingen und auf den nächsten Tag vorbereiten. Jeden Tag kommen neue Szenen hinzu. Es ist also eine wirklich interessante Zeit.

Stanke: Der Bezug zu Wuppertal liegt mir besonders am Herzen, da hier meine Familie und meine Freunde leben. Hier kann ich auftanken, hier werde ich geerdet, hier tanke auf. Es gibt viele Städte in Deutschland, die ich sehr toll finde. Ich bin zum Beispiel ein absoluter Hamburg-Fan, und auch in München fühle ich mich wohl. Aber zu Hause bin ich nur in Wuppertal.

Stanke: Im Dezember starten die Proben für "Marie Antoinette" in Bremen. Ich spiele dort den Geliebten von Marie Antoinette, den schwedischen Edelmann Axel Fersen. Das ist ein ganz besonderes Projekt für mich, da die Zusammenarbeit mit Michael Kunze und Sylvester Levay ein privates und vertrauliches, aber vor allem hoch professionelles Niveau hat. Ich freue mich sehr auf diese beiden Uraufführungen.