Barfuß durch das Gelpetal: Schöner wandern ohne Schuhe
Barfuß-Trainer Burkhard Reinberg geht seiner Gruppe als Vorbild ohne Schuhe und Socken voraus. Das Barfußlaufen hält er für eine „reine Kopfsache“.
Cronenberg. Wenn jemand an diesem Tag die Herausforderung des Schuhverzichts ganz entspannt sah, war es Hundedame „Quicks“. Freudig bellend konnte sie so gar nicht verstehen, dass eine aus tierischer Sicht so einfache Sache manchem Zweibeiner bei der Wanderung durchs Gelpetal doch einiges an Überwindung abverlangte.
„Alles Kopfsache“, sagt Burkhard Reinberg. Der überzeugte Barfußläufer kennt die Vorzüge des zeitweiligen Gehens „unten ohne“ für Gesundheit und Wohlbefinden. Allerdings weiß er auch, dass für diesen Trend immer etwas Überzeugungsarbeit notwendig ist. „Sie müssen sich einfach vorstellen, über warmen Sand zu laufen“, fordert Reinberg die Teilnehmer der von der BSG Stadtverwaltung organisierten Veranstaltung auf.
Keine leichte Aufgabe, schließlich hat es gerade erst aufgehört zu regnen, und der Steinboden vor der Station Natur und Umwelt an der Jägerhofstraße ist doch ziemlich kühl. Aber der Barfußtrainer ist geduldig und geht die Einführung spielerisch an. Korken, große Mikadostäbe oder Seile kommen zum Einsatz und wollen mit den Zehen ergriffen werden.
„Ich möchte das Gefühl dafür vermitteln, was mit den Füßen alles möglich ist“, sagt Reinberg. Das Gleichgewicht etwa lasse sich wesentlich besser ohne Schuhe halten. Zum Beweis balanciert Monika Marian auf einem Bein einen langen Stab, und sie macht ihre Sache sehr gut.
„Ich gehe schon mal barfuß in den Garten, aber das hier ist Neuland für mich“, erzählt die Teilnehmerin, die von der Erfahrung sehr angetan ist. „In Schuhen fühlt man sich doch oft so eingesperrt“, fügt sie lachend hinzu. So sieht es auch Quicks Herrchen Matthias Kalinowski, der den Barfußtrend schon seit einigen Jahren für sich entdeckt hat und beim Spazierengehen mit seiner Hündin gern auf Schuhe verzichtet. „Das ist wie eine Befreiung. Man spürt den Untergrund viel intensiver“, schwärmt er.
Solche Aussagen sind ganz im Sinne von Burkhard Reinberg, der vor allem eine undogmatische Sicht auf das Thema vermitteln will. „Natürlich gibt es Situationen, in denen das Barfußlaufen keinen Sinn macht oder sogar gefährlich sein kann“, sagt er. So sollten gerade Anfänger auf eine Bodentemperatur von mindestens zehn Grad achten und Wege vorher auf problematische Stellen untersuchen. Reinberg: „Doch der bewusste und gelegentliche Verzicht auf Schuhe kann ein großer Gewinn sein.“
Dabei verweist er auf die damit verbundenen positiven Effekte für das Immunsystem und die Gelenke. „Durch das Weglassen der Schuhe geht man automatisch mehr über den Mittelfuß und verringert dadurch die Belastung um bis zu 50 Prozent“, erläutert der Experte. Er selbst hat durch einen Bandscheibenvorfall mit dem Barfußlaufen angefangen. Seine Frau konnte damit ihre Migräne kurieren. Am Ende zeigt Reinberg den staunenden Wanderern seine Füße, die frei von unschöner Hornhaut sind: „Beim regelmäßigen Barfußlaufen entwickelt sich eine widerstandsfähige Lederhaut, die auch noch schick aussieht.“