Cronenberg Wie geht es weiter ohne Pfarrer?

Cronenberg · Die Gemeinde Heilige Ewalde verliert ihren Geistlichen. Sie arbeitet daran, Chancen zu nutzen und Probleme zu bewältigen.

 Diskussionsleiter Christoph Üssen moderierte die Arbeit der Gruppen zu den Themen Liturgie, Caritas, Gemeindeleben und Jugendarbeit. Die Gemeinde zeigte sich als motiviert und bereit, die Situation zu meistern.

Diskussionsleiter Christoph Üssen moderierte die Arbeit der Gruppen zu den Themen Liturgie, Caritas, Gemeindeleben und Jugendarbeit. Die Gemeinde zeigte sich als motiviert und bereit, die Situation zu meistern.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der Stuhlkreis im Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde Heilige Ewalde in Cronenberg musste am Mittwochabend ständig erweitert werden, bis die rund 50 Gemeindemitglieder aller Altersgruppen Platz fanden. Ein ernstes Thema stand zum zweiten Mal auf dem Programm: Pfarrer Winfried Breidenbach wird im Juni 2020 etwa zum Zeitpunkt seines 25-jährigen Priesterjubiläums im Alter von mehr als 70 Jahren in den Ruhestand gehen. Und es wird voraussichtlich keinen Nachfolger geben, der die heiligen Sakramente spendet, Taufen, Trauungen, Kommunionen und Beerdigungen vornimmt und die Gottesdienste leitet. Etwa zum gleichen Zeitpunkt geht auch die Gemeindereferentin Cordula Krause in den Ruhestand.

„Es ist fünf vor zwölf“, haben sich die engagierten Gemeindemitglieder gedacht und beraten intensiv über eine Zukunft ohne den Gemeindehirten. Es hatten sich schon bei der ersten Zusammenkunft im November 2018 vier Gruppen gebildet, die sich mit den Themen Liturgie, Caritas, Gemeindeleben und Jugendarbeit befasst hatten, und die wurden auch sofort von Diskussionsleiter Christoph Uessen an die Arbeit geschickt, um Risiken und Chancen auszuloten, die vorhanden sind, wenn Pfarrer Breidenbachs Abschied verkraftet werden muss.

Nach knapp einstündiger Beratung mit lebhaften Diskussionen hatte jeder Arbeitskreis einen Wortführer benannt, der die Ergebnisse der Gespräche vortragen sollte. Das geschah in durchaus gelöster Stimmung, und mehrfach forderten die Ausführungen der jeweiligen Wortführer zu herzhaftem Lachen heraus. Und es wurde gleichzeitig klar, dass man die Aufforderung aus dem Erzbistum Köln, die „Ärmel aufzukrempeln“ mehr als ernst genommen hatte. Alle vier Referenten zeigten auf, wie viel Positives und welche Kraft in der Gemeinde stecken.

So wie Benedikt Schneider (25) in der Jugendarbeit anführte, dass man mit Krabbelgruppe, Kindergarten, Bibelarbeit mit den Kommunionskindern, den Messdienern viele positive Aspekte aufweisen kann. Als Schwächen nannte Schneider in seinem humorvollen Beitrag die Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden und bei der Stange zu halten. „Wer Sport treibt, trainiert oft bis zu viermal pro Woche. Dann bleibt keine Zeit mehr für ehrenamtliche Jugendarbeit“, so Schneider, der sich dafür aussprach mit anderen Gruppen zusammen zu arbeiten und nannte als Ziel, Regeln für Jugendgottesdienste zu finden.

Hajo Bergner, der das Thema Caritas vertrat, merkte an, dass mit dem Ausscheiden von Pfarrer Breidenbach auch kein Caritas-Beauftragter mehr da sei. „Könnte ein Laie nachfolgen?“ war eine der ausgearbeiteten Fragen an Köln.

Die ehrenamtliche Arbeit hängt an immer älteren Menschen

Wie ein roter Faden zog sich durch alle Ausführungen, dass die ehrenamtliche Arbeit in der Gemeinde stets von einem kleinen Kreis von immer älter werdenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hängt. Ein Problem, unabhängig von der Position des Pfarrers. Um die Sammlung für die wichtige Arbeit der Caritas zu erleichtern, schlug Bergner vor, Überweisungsaufträge mit den Gemeindebriefen zu versenden und regte zudem an, sich beim Thema Sammlungen auch mit den evangelischen Nachbargemeinden auszutauschen. „Da durch die Steuereinnahmen auch die Einkünfte der Kirchen steigen, könnten uns auch auf diesem Wege Hilfen zukommen“, fand Bergner.

Am heikelsten ist sicher der Aspekt „Liturgie“, für den es in der Heiligen Ewalde einen eigenen sehr aktiven Ausschuss gibt, der die Gefahren behandelt, die durch das Fehlen eines Pfarrers drohen. „Das könnte zu einem Wegfall der Gottesdienste vor Ort führen“, ist man sich klar.

Doch um von einer „versorgten Gemeinde zu einer versorgenden Gemeinde zu werden“, bedarf es in den meisten Fällen der Zustimmung durch das Erzbistum Köln. Und dem stehen die Gemeindemitglieder skeptisch gegenüber, gilt doch gerade Köln als sehr konservativ. „Warum sind dort die Restriktionen strenger als in anderen Bistümern?“ war eine der gestellten Fragen an Köln. Die Arbeitsgruppe Liturgie hatte noch weitere Probleme aufgezeigt und bat das übergeordnete Bistum, die Laien zu unterstützen, die möglicherweise einen Teil der Arbeit des Geistlichen übernehmen könnten. „Diese Laien bedürfen aber der Unterstützung und der Fortbildung“, wurde gefordert, ebenso wie die Frage nach Kontaktstellen, die hier beratend tätig sein könnten.

Beim Thema „Gemeindeleben“ gab es dank des guten Zusammenhalts in Cronenberg mit seinem Dorfcharakter überwiegend Positives zu berichten. Doch auch da gibt es die Schwierigkeit, ausreichend Ehrenamtler zu finden, wie Wortführer Hans Jürgen Dorr anmerkte. „Wenn Einzelne ausscheiden, können diverse Aufgaben nicht mehr wahrgenommen werden“, stellte Dorr fest und regte an neue Zielgruppen zu aktivieren und Ökumene offensiver zu leben.“

Diskussionsleiter Christoph Uessen zog mit „Wir könnten eine schlagkräftige Truppe sein und haben heute einen guten Schritt nach vorn gemacht“, ein Fazit. Als nächstes Treffen wurde der 27. Februar fixiert, schließlich will man Mitte dieses Jahres erste Vorhaben in die Tat umsetzen.