Ausstellung im Kindergarten: Kleine Künstler, große Werke

Im Kindergarten an der Lessingstraße malen die Kleinen wie die Großen.

Wuppertal. „Nicht die Bilder anfassen“, sagt Jakob und erklärt damit die wichtigste Regel an diesem Tag im Kindergarten an der Lessingstraße. Warum die Bilder nicht berührt werden dürfen, hat der kleine Junge aber noch nicht so recht verstanden, denn alarmgesichert seien die Werke natürlich nicht, erklärt Erzieherin Marion Kamrath. Im Von der Heydt-Museum hingegen würde sofort der Alarm losgehen, wenn ein Besucher eines der Exponate berührt.

Und im Museum waren die fünf- bis sechsjährigen Kinder im Rahmen des Kindergarten-Kunstprojekts immerhin zweimal, wissen also ganz genau, was man darf und was nicht. Die Schau von Bonnard und die Dauerausstellung haben sie gesehen. Die Bilder, die sie danach selber gemalt haben, sind beinahe so bunt wie die von Pierre Bonnard und mindestens genauso gut.

Jetzt haben die kleinen Künstler mit ihren Werken eine eigene Ausstellung gemacht — und die Eröffnung mit einer richtigen Vernissage gefeiert. Dazu eingeladen waren Geschwister, Eltern und Großeltern. Die waren auch zahlreich gekommen und bestaunten das kreative Ergebnis. Christoph Höttges, Vater der fünfjährigen Katharina, findet es toll, dass seine Tochter im Kunstprojekt des Kindergartens lernt, sich selbst gestalterisch auszudrücken. Auch als er vor einem dunklen Bild von Katharina steht, ist er trotz der düsteren Farben begeistert: „Da hat sie wohl gemerkt, dass sie ein paar Farbtöne zu viel genommen hat.“

„Dass die Kinder sich ausprobieren können und auch mal etwas falsch machen dürfen, das fördert ihr Selbstbewusstsein“, ist Christoph Höttges sicher. Erzieherin Kamrath teilt seine Meinung: „Das Projekt ist sehr wichtig für die Entwicklung der Kinder.“

Bereits zum vierten Mal findet die Aktion statt. Es sei jedoch sehr schwierig, die teuren Farben und das übrige Zubehör Jahr für Jahr zu finanzieren, sagt Kamrath. Auch der Eintritt ins Museum schlägt kräftig zu Buche. Und aus diesem Grund sind alle Bilder der Kinder zu verkaufen — mindestens zwei Euro soll jedes Werk einbringen. „Aber eigentlich sind sie natürlich viel mehr wert“, sagt die Erzieherin.

Vor dem Kauf steht für die Verwandten aber erst einmal eine Führung durch die Ausstellung an. Kaum eine Minute vergeht, in der es nicht von irgendwoher tönt: „Das habe ich gemalt“ oder „Schau mal, das ist von mir“. Stolz wie Oscar präsentieren die kleinen Künstler ihre bunten Acrylwerke und beeindrucken zudem mit Wissen über ihr Vorbild Pierre Bonnard: In einem Quiz über den französischen Maler müssen sie weitaus seltener in den Bonnard-Ausstellungskatalog schauen als die Eltern oder Großeltern.