Quartier Tesche: Protest gegen Einsparungen
Diskussion um Kürzungen in der Jugendarbeit und um das Zusammenleben der Generationen.
Vohwinkel. Sorge herrscht im Stadtteil um die Zukunft der Jugendhäuser: Nach Bekanntwerden der jüngsten Sparpläne wird befürchtet, dass eine der Einrichtungen womöglich geschlossen werden muss. Wie aus einer Ausarbeitung der Stadtverwaltung hervorgeht, sollen bei der städtischen Kinder- und Jugendarbeit stadtweit insgesamt 6,9 Stellen eingespart werden.
Im Wuppertaler Westen würden 1,6 Stellen gestrichen: „Nicht, weil wir der Auffassung sind, dass Vohwinkel überversorgt ist“, betonte Sozialdezernent Stefan Kühn in der vergangenen Woche vor dem Jugendhilfeausschuss. Doch die Stadt müsse nun einmal den Vorgaben der Kommunalaufsicht folgen, so Kühn, und die Bezirksregierung fordere auch in diesem Bereich weitere Einsparungen zur Haushaltskonsolidierung. An einer Umverteilung führe daher kein Weg vorbei.
Sollten die Pläne umgesetzt werden, könnten sie das Aus für eines der beiden Jugendzentren im Vohwinkeler Norden bedeuten, beispielsweise für den Treffpunkt Tesche an der Nathrather Straße. Eine Variante könnte darin bestehen, keine Einrichtung zu schließen, dafür aber den Betrieb im Jugend- und Begegnungszentrum Vohwinkeler Feld (Jub’s) auf „niedrigem Niveau“ weiter laufenzulassen, sprich: das Angebot drastisch zu reduzieren. Unabhängig von dieser Entscheidung würde zudem eine halbe Stelle im Jugendhaus Vohwinkel-Mitte gestrichen.
Die Beratungen stehen laut Stadt noch ganz am Anfang. „Das wird nicht auf die Schnelle entschieden“, sagte Kühn, der sich jedoch wünschen würde, dass die von der Kommunalaufsicht geforderten Sparpläne beschlossen werden, damit man wieder handlungsfähig wäre und zurzeit freie Stellen wiederbesetzt werden könnten.
Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, bedauerten die Situation, äußerten aber auch Verständnis für die „schwierige Aufgabe der Verwaltung“, das ohnehin knapp bemessene Angebot weiter ausdünnen zu müssen. In Vohwinkel regt sich derweil Protest gegen die Sparpläne, die insbesondere den Vohwinkeler Norden schwächen würde, so die Stadtteilpolitiker der Bezirksvertretung (BV) Vohwinkel.
Bärbel Deisler, Anwohnerin
Denn auch gute Jugendarbeit hatte in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Tesche vom sozialen Brennpunkt zum attraktiven Wohnquartier geworden ist. Für junge Familien, aber auch für Senioren. Nun möchte man eine Brücke zwischen den Generationen schlagen, dazu fand in der vergangenen Woche ein Stadtteilrundgang statt.
Dabei sollten Konzepte für ein altersgerechtes Leben im Quartier entstehen. Organisiert wurde die Aktion mit dem Titel „Alt werden auf der Tesche“ vom Stadtteil-Service der Diakonie. Beteiligt ist auch die städtische Kinder- und Jugendarbeit, über deren Zukunft bei dem Treffen ebenfalls diskutiert wurde. „Für ein gutes Zusammenleben hat der Erhalt des Jugendzentrums höchste Priorität“, sagt die langjährige Anwohnerin Ursula Buse. So sieht es auch der 17-jährige Mustafa Giyim (17), der bereits mehrere Hundert Unterschriften für den Treffpunkt Tesche gesammelt und eine Plakataktion organisiert hat.
Bei der Stadtteilbegehung gab es weitere Verbesserungsvorschläge: „Früher hatten wir hier Gaststätten und Einkaufsmöglichkeiten, die heute leider nicht mehr da sind“, sagt Anwohnerin Bärbel Deisler. Ihr fehlt vor allem eine Apotheke. Über ein kleines Lebensmittelgeschäft würde sich Werner Mischalle freuen. Der Vorsitzende des Mieterbeirats Tesche befürchtet durch die Kürzungen bei der Kinder- und Jugendarbeit eine Verschlechterung des Zusammenlebens der verschiedenen Generationen.
Vom Rundgang erhoffen sich die Organisatoren Aufschlüsse über die Wünsche der Menschen vor Ort. „Wir sind neugierig, was uns die großen und kleinen Bewohner zu erzählen haben“, sagt Gabriele Tast, Leiterin des Treffpunkt Tesche und des Jub’s.