Die Autozulieferer haben das Steuer nicht in der Hand
Heimische Firmen können derzeit nur reagieren – und das tun sie über Arbeitszeit.
Wuppertal. Erste Einschläge bei den Automobilzulieferern gab es schnell, nachdem die Hersteller ihre Produktionsstopps bekannt gaben. Mittlerweile ist die Krise bei den meisten Zulieferern angekommen. Und offenbar wird es immer schwieriger, abzuschätzen, was die Hersteller eigentlich brauchen. Deren Bedarfsplanung ändert sich laufend, die Zulieferer haben das Problem, darauf zu reagieren.
Der Tipp des IHK-Präsidenten Friedhelm Sträter: "Legen Sie sich flach auf die Erde und warten, bis der Sturm vorüber ist. Dann aber stehen Sie sofort mit gesammelten Kräften wieder auf." Was das in der Praxis bedeutet, zeigt sich zum Beispiel bei DuPont Performance Coatings.
Das Unternehmen hat die Mitarbeiter angehalten, keinen Urlaub mit in das neue Jahr zu nehmen. Bis Ende des Jahres wird sich DuPont zudem von quasi sämtlichen Leiharbeitern getrennt haben. Auch die Weihnachtsfeier für die ehemaligen Mitarbeiter ist aus Kostengründen abgesagt.
Weniger Zeitarbeit, Abbau der Überstunden, verlängerte Ferien - auch bei Walter Klein (WKW) wird nach Informationen der WZ derzeit auf die Bremse getreten. So sozialverträglich wie möglich soll alles ablaufen. Zumindest derzeit gibt es keine Kurzarbeit. Ob das so bleiben kann, muss sich erst noch erweisen.
Auch Delphi spricht von einer Entwicklung, die sich in einem nicht vorhersehbaren Ausmaß verschlechtert hat. Die Folge: Kapazitätsanpassungen, wo immer es geht. Für das Kunden-Technologie-Zentrum bedeutet das, dass die ohnehin zweiwöchigen Weihnachtsferien um eine Woche verlängert werden.
Bislang nach außen vergebene Konstruktionsarbeiten holt sich Delphi nun zudem wieder ins eigene Haus. Im Bereich Steckverbindungssysteme, darunter auch die Silikon-Fertigung, gibt es aufgrund der zurückgehenden Nachfrage außerdem eine zusätzliche neuntägige Produktionspause. Dabei werden die Überstunden abgebaut, die beim Aufbau der aus einem anderen Gebäude verlagerten Produktion im Kunden-Zentrum angefallen sind. Wie Delphi-Sprecher Thomas Aurich berichtet, steht die Geschäftsführung in ständigem Kontakt mit den Kunden und der Personalvertretung.
Böco hat gerade erst Millionen in den Standort in Vohwinkel investiert. Geschäftsführer Franz Neumann zufolge wird auch dort versucht, klare Informationen von den Kunden zu erhalten. Bis dahin greifen die gleichen Mechanismen wie in anderen Betrieben: Der Jahresurlaub muss bis Ende des Jahres genommen sein, der Einsatz von Leiharbeitern wird stark eingeschränkt. Die ursprünglich für zwei Wochen angesetzten Weihnachtsferien werden aller Voraussicht nach diesmal früher anfangen und später aufhören.