Metaller-Warnstreik: Faire Gewinnbeteiligung für jahrelange Höchstleistungen?
Vor dem Werkstor der Firma Schaeffler (FAG) versammelten sich gut 1200 Beschäftigte zu einer Großkundgebung.
Wuppertal. "Geht’s euch gut?", tönte IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard und erhielt ein kräftiges Echo aus mindestens 1200 Kehlen: "Ja!" Grund zu Frohsinn war zwar nicht gegeben, aber die Einigkeit und Stimmgewalt derer, die sich gestern vor dem Werkstor der Firma Schaeffler (ehemals FAG Kugelfischer) versammelt hatten, dürfte die Firmenchefs erreicht haben. Immerhin schloss sich eine zweite, weniger harmlose Frage an: "Wollt ihr acht Prozent mehr?"
Mit eben dieser Kernforderung lief gestern die Warnstreikwelle der Metall- und Elektroindustrie in Wuppertal an. Nachdem schon am Morgen gut 600 Beschäftigte bei Vorwerk einen Warnschuss abgegeben hatten, erwies sich die große Kundgebung bei Schaeffler als ein wahrhaft imposantes Auftreten.
Stadtweit nahmen gut 3000 Beschäftigte aus 35 Betrieben an den diversen Warnstreik-Aktionen teil, unter ihnen auch Michael Weinand, der die Situation auf den Punkt brachte: "Eigentlich könnten wir noch einen viel größeren Schluck aus der Pulle gebrauchen." Das Leben sei nun mal erheblich teurer geworden, man habe einfach kein Geld mehr in der Tasche.
Knut Giesler, Geschäftsführer der IG Metall Wuppertal, transponierte diese Erkenntnis auf eine satirische Ebene: "Wisst ihr, wer die Schuld an der wirtschaftlichen Krise trägt? Ihr, weil ihr nichts mehr kauft." Da zeige sich eben das schlechte Management, das nur auf den Exportmarkt setze. Die Firmen aber müssten erkennen, dass sie die Binnennachfrage als zweites Standbein bitter benötigten.
Polemik war zu vernehmen, als Giesler dem Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer unterstellte, er besitze wahrscheinlich nicht mal einen Führerschein. Dieser sarkastische Bogen führte aber zu einer ernsten Erkenntnis. Das von Dudenhöffer prognostizierte "Blutbad in der Autoindustrie" nämlich drücke nur unnötig auf die schlechte Stimmung einer Branche, die bei Lieferzeiten von 17 bis 18 Monaten kaum von einer Krise sprechen könne.
Unverhohlener Hass schlug sich im Zusammenhang mit der Bankenkrise nieder. "Da gibt es Chaoten, die Geld in Milliardenhöhe versenken", schimpfte Giesler. Wer so handele, dürfe das nicht auf dem Rücken der Arbeiter austragen. "Wir brauchen keine 500 Milliarden, uns genügen acht Prozent."
Zu bedenken gilt es dabei allerdings, dass den Leiharbeitern eine solche Forderung keineswegs genügen kann, denn deren Situation ist zurzeit ungleich schlechter. Der Stundenlohn von 4,53 Euro bei einem Automobilzulieferer ist das markante Signal dieser Lage.
Für den Fall, dass die Verhandlungen am 11. November scheitern, kündigte Giesler Urabstimmungen in Wuppertal an.