Kinderarmut Wuppertaler Kindertafeln erweitern den Kreis der Helfer
Wuppertal · Rund 400 Kinder werden täglich versorgt – nicht nur mit einem gesunden Mittagessen.
Die Kinderarmut in Wuppertal ist groß und sie wächst weiter. Die Vertreterinnen und Vertreter der Kindertafeln trafen sich jetzt zum Austausch in der Einrichtung der „Chance Wuppertal“ und erörterten Strategien, um den zunehmend schwieriger werdenden Herausforderungen begegnen zu können.
Waren es bislang fünf Kindertafeln, die sich als gemeinnützige Vereine für die Belange der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren einsetzen, so sind mit dem Verein „Knicklicht“ im Quartier Ölberg und der Einrichtung S48 an der Schwelmer Straße in Langerfeld zwei weitere Einrichtungen zur Arbeitsgruppe Wuppertaler Kindertafeln dazugekommen.
Etwa 400 Kinder werden hier täglich nicht nur mit einem gesunden Mittagessen versorgt. Hausaufgabenbetreuung, Spiel- und Bewegungsangebote, Ausflüge und ein kleines Ferienprogramm – die Kinder aus bedürftigen Familien erleben in den Einrichtungen Gemeinschaft, Förderung und Anregung.
„Wenn sie irgendwann mal aus der prekären Situation herauskommen wollen, brauchen sie vor allen Dingen Bildung“, sagt der Leiter der Arbeitsgruppe, Peter Vorsteher. Aber genau da liegt einer der aktuellen Knackpunkte: „Das Problem ist, dass in den vergangenen Jahren viele neue Klassen an den Grundschulen eingerichtet wurden, dass es aber gleichzeitig für den Bereich des offenen Ganztags keinerlei zusätzliche Gelder gegeben hat. Deshalb wenden sich die Schulen verstärkt an die Kindertafeln mit ihrem Betreuungsangebot“, hat Markus Pilters wenig Verständnis für Sparmaßnahmen an dieser Stelle. Denn auch die Tafeln stünden vor einem riesigen Personalproblem: „Derzeit haben wir viele Ehrenamtliche, die um die 70 Jahre alt sind. Sie sind teilweise schon seit 15 Jahren dabei, aber sie sind den Kindern, bei denen es doch oft recht rau zugeht, teilweise nicht mehr gewachsen“, wünscht sich der Vorsitzende des Vereins Unterbarmer Kinderteller verstärkt jüngere Menschen, die die Arbeit der Tafeln unterstützen.
Dabei denkt er vor dem Hintergrund der aktuellen Erfahrungen aller Tafeln an die um die 60-Jährigen. „Viele Frauen sind heute aber noch bis 67 vollzeitbeschäftigt und stehen fürs Ehrenamt nicht zur Verfügung“, ordnet er gesellschaftliche Veränderungen ein, die zum Nachteil der Tafel-Arbeit sind. Mithilfe von Praktikanten aus den Ausbildungs- und Studiengängen für soziale Berufe oder mit jungen Leuten, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen oder am Bundesfreiwilligendienst teilnehmen, könne man zwar auch einiges an Arbeit stemmen. Allerdings brauchten diese auch ihrerseits Anleitung und Begleitung beim Tagesgeschäft, und die Vereine müssten für eine Unterkunft für auswärtige Bewerberinnen und Bewerber sorgen. Weil alle Vereine auf Spenden angewiesen sind, würden auch die wenigen hauptamtlichen Stellen aus dem Spendentopf finanziert. „Wir können immer nur für den Zeitraum von einem Jahr planen, befristete Stellen können auch nicht verlängert werden, weil wir die Ausgaben im Blick halten müssen“, bedauert Udo Schemann vom Kinder-Tisch Vohwinkel.
300 000 Euro werden auf die Kindertafeln verteilt
Wenigstens in finanzieller Hinsicht gibt es jetzt mithilfe der sensationellen Unterstützung der Wuppertaler Stadtgesellschaft und Verdoppelung des Spendenbetrages durch die Bethe-Stiftung ein finanzielles Polster: Die Spendensumme von insgesamt 300 000 Euro wird zu gleichen Teilen auf die Kindertafeln aufgeteilt, wobei die beiden neu hinzugekommenen Einrichtungen diesmal von der Zuwendung noch nicht profitieren.
Als eine der Hauptaufgaben für die Zukunft definiert Markus Pilters, ehrenamtliche Unterstützer zu gewinnen. Hilfe sei an allen Ecken und Enden notwendig: Die Begleitung eines Ausflugs auf den Spielplatz, ein Kreativangebot, handwerklich geschickte Menschen beispielsweise für das Angebot einer Fahrradwerkstatt, fallen ihm hier ein. Aber auch helfende Hände in der Küche, Lehrerinnen und Lehrer, die bei den Hausaufgaben helfen, oder Menschen, die bei der Ausgabe der Lebensmittel unterstützen, sind jederzeit gerne gesehen.
Auch für die Zukunft sind sowohl Geld- als auch Sachspenden dringend und herzlich willkommen: Einige Kirchen haben Bereiche eingerichtet, in denen beispielsweise haltbare Lebensmittel abgegeben werden können, die die Tafeln dann regelmäßig abholen. Aber auch Energiekosten, Versicherungen, Benzin für die Transporter oder Geld für Autoreparaturen fielen beim Betrieb der Tafeln an, appelliert Peter Vorsteher an die Bürgerinnen und Bürger. Die Arbeit der Vereine und die Verwendung der Gelder seien transparent, und jeder Spender erhalte eine Quittung und die Gelegenheit, bei Interesse die Verwendung seines Geldes zu erfahren. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, beispielsweise einer kleinen Gruppe den Eintritt in den Zoo oder in die Kletterhalle oder zu einem Theaterstück oder Kinderkonzert zu finanzieren.