Atomreaktor: Unerklärliche Krebsgefahr

Wegen der Studie des Bundesamts für Strahlenschutz suchen Politiker und Wissenschaftler nach Ursachen. Die Grünen forderten, Atomkraftwerke früher als geplant abzuschalten.

<strong>Berlin. Als Konsequenz aus der neuen Studie, wonach Kinder in der näheren Umgebung von Atomkraftwerken deutlich häufiger an Krebs erkranken, haben Grüne und Ärzte-Vertreter am Wochenende eine schnellere Abschaltung der deutschen Reaktoren gefordert. Der Zusammenhang dürfe nicht länger unterschätzt werden, erklärten die Grünen und die Organisation "Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW). Aus der neuen Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) geht hervor, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zum Reaktorstandort deutlich zunimmt. Im Umkreis von fünf Kilometern um die Reaktoren wurde für den Zeitraum von 1980 bis 2003 ermittelt, dass 77 Kinder an Krebs erkrankten, davon 37 Kinder an Leukämie. Im statistischen Durchschnitt wären 48 Krebserkrankungen beziehungsweise 17 Leukämiefälle zu erwarten. Der Studie zufolge gibt es also zusätzlich 1,2 Krebs- oder 0,8 Leukämieerkrankungen pro Jahr in der näheren Umgebung von allen 16 untersuchten AKW-Standorten.

Forscher: Zusammenhang zwischen Reaktornähe und Krebsfällen ist klar

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete in ihrer Samstagsausgabe, dass die Forscher der Universität Mainz einen klaren Zusammenhang zwischen Nähe des Wohnorts zu Atomkraftwerken und der Häufigkeit von Krebserkrankungen herstellen.

Laut einem Mitglied des Expertengremiums, das die Studie betreute, weisen die Daten sogar auf ein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder im Umkreis von 50 Kilometern hin.

Der Energieexperte der Grünen im Bundestag, Hans-Josef Fell, kritisierte: "Die etablierte, meist atomfreundliche Wissenschaft hat die Gefahren der Atomenergie bisher maßlos unterschätzt." Er verlangte eine zweite Studie zur Gesundheitsgefährdung der gesamten Bevölkerung.