China von A bis Z – ein Olympia-Lexikon
Am 8. August 2008 um 8 Uhr werden in Peking die 29. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit eröffnet. Hier ein sportlich-politisches Abc aus dem Reich der Mitte – von A wie Autoverkehr bis Z wie Zixingche (Fahrrad).
A wie Autoverkehr: Das Auto hat in Chinas Städten längst das Fahrrad abgelöst. Statt radelnder Volksmassen prägen heute Staus und verstopfte Straßen das Stadtbild. Allein in Peking werden täglich 1300 Autos neu zugelassen. Vor und während der Olympischen Spiele im August gibt es drastische Fahrverbote: An geraden Tagen dürfen nur Wagen mit gerader Endziffer auf dem Nummernschild, an ungeraden Tagen die mit ungerader fahren.
B wie Bocog: Das Organisationskomitee der 29.Sommerspiele. Pekings Olympia-Macher wollen die besten Spiele aller Zeiten veranstalten, haben aber mit der starken Luftverschmutzung, dem Verkehrschaos und kritischen Journalisten zu kämpfen.
C wie China: Das "Reich der Mitte" (Zhongguo) ist mit 1,3 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Erde. Die kommunistische Volksrepublik erreichte 2007 ein rasantes Wirtschaftswachstum von 11,4 Prozent, für 2008 werden 10,7 Prozent erwartet. Die Regierung steht wegen Menschenrechtsverstößen und wegen der Niederschlagung der Ausschreitungen in Tibet in der Kritik.
D wie Deng Xiaoping (1904-1997): Der Reform-Architekt des neuen Chinas. Nach dem Chaos der Kulturrevolution leitete er Ende der 1970er Jahre die Reform- und Öffnungspolitik ein, ist aber mitverantwortlich für die Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989. Die Abkehr von Maos ideologischer Politik manifestierte sich in Dengs Satz: "Die Wahrheit in den Tatsachen suchen."
E wie Ein-Kind-Politik: Um eine Bevölkerungsexplosion zu verhindern, dürfen Paare in China nur ein Kind bekommen. Ansonsten drohen Strafen. Da es heute viele Ausnahmegenehmigungen etwa für Minderheiten oder Paare gibt, die selbst aus Ein-Kind-Familien stammen, betrifft die Regel nur noch ein Drittel der Bevölkerung.
F wie Falun Gong: In China verbotene Kultbewegung um den heute in den USA lebenden "Meister" Li Hongzhi, der eine obskure Mischung aus Buddhismus und Meditation propagiert. Seine Anhänger glauben an ein rotierendes Rad im Bauch. Falun Gong will nicht als Sekte bezeichnet werden, sondern lieber nur als harmlose Meditationsgruppe gelten.
G wie Große Mauer: Das berühmteste Bauwerk Chinas ist mehr als 6000 Kilometer lang. Erste Arbeiten begannen zwischen 474 bis 221 vor Christus. Über die Jahrhunderte wurden verschiedene Mauerabschnitte gebaut. Viele Arbeiter verloren ihr Leben. Ihren Zweck, Nomadenvölker fernzuhalten, hat die Mauer nie wirklich erfüllt.
H wie Han-Chinesen: Stellen die große Mehrheit der rund 1,3 Milliarden Menschen in der Volksrepublik China. Nur acht Prozent der Bevölkerung gehören einer der 55 offiziellen Minderheiten an.
I wie Internationales Olympisches Komitee (IOC): Die mächtigste Sportorganisation der Welt wurde am 23. Juni 1894 vom französischen Baron Pierre de Coubertin gegründet. Seit 2001 steht der Belgier Jacques Rogge an der IOC-Spitze. Der Deutsche Thomas Bach ist Vize-Präsident.
J wie Jangtse: Ist mit knapp 6400 Kilometern der längste Fluss Asiens und nach dem Nil und dem Amazonas der drittlängste Strom der Erde. Das weltweit größte Wasserkraftwerk am Jangtse, der Drei-Schluchten-Damm, stößt wegen der mit dem Bau verbundenen Umweltschäden auf Proteste.
K wie Kulturrevolution: Von Mao Tsetung initiierte revolutionäre Kampagne zwischen 1966 und 1976, der Millionen zum Opfer fielen. Rotgardisten machten Jagd auf Klassenfeinde, das Land versank in Anarchie. Die Partei sieht heute einen "schweren Fehler" Mao Tsetungs, erlaubt aber keine Aufarbeitung des traumatischen Kapitels.
L wie Lang Lang: Musikalischer Exportschlager aus China. Der junge Starpianist füllt riesige Hallen und begeistert die Massen mit seinen Interpretationen von Mozart bis Rachmaninow.
M wie Mao Tsetung (1893-1976): Der als "großer Steuermann" idealisierte Führer der Kommunistischen Partei hatte China 1949 zwar durch die Revolution geeint, doch dann immer wieder in verheerende Kampagnen gestürzt. Millionen Menschen wurden unter ihm getötet, verfolgt und eingesperrt.
N wie Nationalstadion: Die wegen ihrer Form "Vogelnest" genannte Arena fasst rund 91.000 Zuschauer und wurde von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron entworfen. Am 8. August findet dort die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele statt.
O wie Olympia-Park: Das Herzstück der Sommerspiele, genannt "Olympic Green", ist ein 1135 Hektar großes Gelände rund 13 Kilometer nördlich vom Platz des Himmlischen Friedens. Dort stehen neben dem Nationalstadion weitere wichtige Wettkampfstätten.
P wie Peking: Rund 17 Millionen Menschen leben in der Hauptstadt der Volksrepublik China. Peking ist nicht nur politisches Zentrum, sondern hat auch eine einzigartige Kulturlandschaft zu bieten.
Q wie Qindao: Vor der chinesischen Hafenstadt werden die olympischen Segel-Wettbewerbe ausgetragen. Von 1897 bis 1914 war Qingdao unter deutscher Herrschaft, was bis heute am Stadtbild erkennbar ist. Berühmt ist Qindao in China auch für sein Bier.
R wie Renao: Die Chinesen zieht es da hin, wo es brummt. Sie lieben es "renao" - heiß und laut. Renao bedeutet auch Spaß und Vergnügen - eines der wichtigsten Lebensgefühle der Chinesen.
S wie Schriftzeichen: Die chinesische Schrift entstand aus Bildern, ein Zeichen steht für eine Silbe, ist aber allein nicht unbedingt ein Wort. Theoretisch gibt es knapp 50 000 verschiedene Zeichen, zum Lesen einer Zeitung braucht man zwischen 1500 und 4000.
T wie Tian’Anmen-Platz: Am Platz des Himmlischen Friedens im Herzen Pekings verkündete Mao Tsetung am 1. Oktober 1949 die Gründung der Volksrepublik China. Seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 ist der Platz auch ein Symbol für gewaltsame Unterdrückung.
U wie Umwelt: China zählt zu den größten Umweltverschmutzern der Welt. 16 der 20 Städte weltweit mit der schlimmsten Luft liegen in China, das die USA als größter Produzent von Treibhausgasen überholt. Laut Weltbank sterben jährlich 460.000 Chinesen an den Folgen von Luft- und Wasserverschmutzung.
V wie Verbotene Stadt: Im "alten Kaiserpalast" (Gugong) lebten bis zur Revolution von 1911 die Kaiser der Ming- und Qing-Dynastien. Die einfache Bevölkerung hatte zu dem Areal aus Palästen und Pavillons, mit dessen Bau 1406 begonnen wurde, keinen Zutritt. Heute ist die Verbotene Stadt eine der wichtigsten Touristenattraktionen Pekings.
W wie Wanderarbeiter: 100 bis 200 Millionen Menschen vom Lande ziehen auf der Suche nach Arbeit in die Städte. Ohne diese billigen Arbeitskräfte wäre Chinas Wirtschaftswunder nicht denkbar. Auch für den Bau der olympischen Wettkampfstätten in Peking waren viele Wanderarbeiter im Einsatz.
X wie Xi’An: Fundort der weltberühmten Terrakotta-Armee im Grab des ersten chinesischen Kaisers (259 bis 210 v. Chr.). Das Hamburger Völkerkundemuseum musste im vergangenen Jahr eine Schau dazu schließen - die Figuren erwiesen sich als billige Kopien.
Y wie Yin und Yang: Begriffe aus der chinesischen Philosophie, die vor allem im Daoismus eine große Rolle spielen. Ursprünglich symbolisierten sie Schatten (Yin) und Sonne (Yang), heutzutage stehen sie generell für den Ausgleich zwischen zwei Gegensätzen.
Z wie Zixingche: Das Fahrrad - "selbst zu bewegendes Fahrzeug" - war zwischen den 1940er bis in die 1990er Jahre das Fortbewegungsmittel der Chinesen. Heute gibt es in China zwar schätzungsweise 500 Millionen Drahtesel, aber die wachsende Zahl der Autos verdrängt die Radler immer mehr von den Straßen.