Karriere: Hildegard Müller wechselt die Seiten

Die Düsseldorfer CDU-Politikerin geht in die Energiewirtschaft. Mit ihr verliert Bundeskanzlerin Angela Merkel eine wichtige Vertraute im Berliner Politikbetrieb.

Düsseldorf. Die Verhandlungen waren seit kurzem bekannt, nun ist es offiziell: Die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin im Bundeskanzleramt, Hildegard Müller (CDU), wechselt in die Wirtschaft. Der Vorstand des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) berief die 41-Jährige am Freitag zu seiner Hauptgeschäftsführerin. Damit verliert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine wichtige Vertraute.

Entsprechend energisch hat die Kanzlerin offenbar um Müller gekämpft, am Ende aber verloren. "Sie hätte es vielleicht gerne anders gehabt, versteht und akzeptiert aber meine Entscheidung", sagte Müller dazu unserer Zeitung. Und ergänzte: Die Entscheidung sei keinesfalls eine gegen Merkel.

Für viele politische Beobachter kommt der Wechsel überraschend: Müller ist als junge Politikerin bereits steil aufgestiegen. Die frühere Vorsitzende der Jungen Union (1998-2002) steht zwar nicht in der ersten Reihe der Berliner Politikergarde, ist als Staatsministerin aber unter anderem für die wichtige Bund-Länder-Koordination zuständig. Sie gehört zudem zum engsten Machtzirkel der Kanzlerin. Und: Ihr wurden durchaus weitere politische Karrieresprünge zugetraut.

Stattdessen nun der völlige Rückzug von der politischen Bühne: Müller wird ihr neues Amt zum 1.Oktober antreten und ihr Amt als Staatsministerin und ihr Bundestagsmandat niederlegen. Auf dem nächsten CDU-Bundesparteitag will sie auch nicht mehr für das Parteipräsidium kandidieren.

Zu den Gründen für diesen Schritt sagte Müller, dass sie sich auf eine spannende neue Aufgabe freue. Zudem spielen persönliche Gründe eine nicht zu unterschätzende Rolle: Seit sie 2006 Mutter wurde, verbindet Müller Beruf und Familie miteinander - unter erschwerten Bedingungen: Ihr Partner lebt in Heidelberg, sie arbeitet in Berlin und kümmert sich zudem um den Düsseldorfer Wahlkreis.

Im neuen Job wird sie nur noch zwischen Berlin und Heidelberg pendeln. "Meine Tochter ist jetzt in einem Alter, in dem sie mich stark braucht", sagt Müller. Und das Leben in der Politik nehme sieben Tage der Woche in Anspruch.

Von der Bildfläche wird Müller nicht verschwinden. Das Thema Energie wird weiter an Bedeutung gewinnen, als Hauptgeschäftsführerin des erst 2007 gegründeten ambitionierten Verbandes wird sie als Ansprechpartner der Medien präsent bleiben.

Kritik am Wechsel von Politikern in die Wirtschaft lässt Müller nicht gelten. Sie sei auch aus der Wirtschaft - Müller arbeitete damals bei der Dresdner Bank - in die Politik gewechselt. Zudem werde Politikern oft vorgeworfen, den Kontakt zu anderen Bereichen des Lebens zu verlieren.

Das Gehalt jedenfalls sei "der geringste Grund" für die Entscheidung gewesen. Nach Ansicht von Experten dürfte sich Müller verbessern - derzeit erhält ein Parlamentarischer Staatssekretär laut Steuerzahlerbund im Schnitt ein Jahresgehalt von rund 200000 Euro.

Als Staatsministerin hat Müller nach eigenen Angaben keine Pensionsansprüche. Ihr Übergangsgeld als scheidende Abgeordnete will sie spenden.