Studie: „Konrad Adenauer war ein Politiker der DDR“

19 Jahre nach dem Mauerfall wissen viele Schüler aus Ost und West nur wenig über die deutsch-deutsche Geschichte.

Berlin. In Konrad Adenauer und Willy Brandt sehen sie DDR-Politiker, in der Stasi einen harmlosen Geheimdienst, auch unter SED-Chef Erich Honecker sei demokratisch gewählt worden.

Es sind eklatante Wissensdefizite wie diese, die eine Befragung von mehr als 5200Schülern in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Brandenburg und Berlin jetzt offenbart hat. 19 Jahre nach dem Mauerfall wissen viele Jugendliche aus Ost und West offensichtlich nur sehr wenig über die deutsch-deutsche Geschichte.

Die Studie stammt vom "Forschungsverbund SED-Staat" der Freien Universität Berlin. "Viele Schüler denken, die DDR hat mit uns überhaupt gar nichts zu tun. Das war in keinem Land so auffällig wie in Nordrhein-Westfalen", sagt Monika Deutz-Schroeder, die Co-Autorin der Studie.

Bei den Schülern tun sich krasse Wissenslücken auf. So habe jeder fünfte in Konrad Adenauer, dem ersten Kanzler der Bundesrepublik, einen DDR-Politiker erkannt.

Mehr als 16Prozent der befragten Schüler aus NRW stimmen der haarsträubenden Aussage zu: "Die DDR war keine Diktatur. Die Menschen mussten sich nur wie überall anpassen." Viele der Schüler sind der Meinung, die DDR habe mit dem Bau der Mauer nichts zu tun gehabt.

Studienleiter Klaus Schroeder zeigt sich entsetzt über diese Ergebnisse. "Die Schüler sind nur das letzte Glied in der Kette der Verklärung und Verharmlosung", sagt der Wissenschaftler. Schließlich bekämen die Jungen und Mädchen ihre Ansichten von Eltern, Lehrern und den Medien vermittelt.

Die Trennlinien zwischen Demokratie und Diktatur seien vielen nicht bekannt, so die Studie. "In Ostdeutschland sieht fast jeder Zweite, in Westdeutschland immerhin jeder Dritte in der DDR nicht ausdrücklich eine Diktatur. Eine absolute Mehrheit weiß nicht, ob die DDR-Regierung durch demokratische Wahlen legitimiert war."