Der Arabische Frühling hat die Touristen aus Ägypten vertrieben
Die Branche verbucht einen deutlichen Einbruch. Der Wahlsieg der Islamisten dürfte für weitere Unsicherheit sorgen.
Kairo. Vor dem abgefackelten Haus sitzt ein Pharao. Als wäre nichts passiert. Die Hände ruhen auf den Oberschenkeln, steinern, für immer. Der Tahrir-Platz liegt von hier nur einige Meter entfernt. Hier begann vor einem Jahr die Rebellion, die das Land umgewälzt hat — und die Touristen immer noch verschreckt.
Seitdem herrscht auch im Ägyptischen Museum eines: Leere. Wo früher lange Schlangen an den Schaltern standen, hat sich nun nur ein Pärchen verloren. Ähnliche Szenen an den Pyramiden von Gizeh, sonst wohl eine der überlaufendsten Sehenswürdigkeiten der Welt. Kaum Touristen. Kaum Geschäft für die Kameltreiber, Kutschenfahrer und Plastikpyramiden-Verkäufer.
Der Arabische Frühling hat dem Sektor nach Angaben des Tourismusministeriums im vergangenen Jahr Einbrüche von einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr beschert. Das Geschäft mit den Urlaubern ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Ägypten. Auch wenn die Reiseveranstalter überzeugt sind, dass sich der Tourismus wieder erholen wird, wirkt das vor Ort anders. Für viele Ägypter ist das eine Katastrophe.
Nicht nur in Kairo, wo die Proteste immer wieder aufflammen, fehlt zahlungskräftige Kundschaft. Talat Mulah sitzt in seinem Camp am Rande der Weißen Wüste, von seinem Korbstuhl bis zum Tahrir-Platz sind es rund 400 Kilometer. Doch fühlt sich Talat so, als würden die Protestierenden direkt in seinem Eden-Camp stehen. „Es kommen keine Touristen mehr. Die denken, ganz Ägypten sei gefährlich. Aber hier passiert rein gar nichts, kein einziger Demonstrant ist hier“, sagt er und inhaliert den parfümierten Rauch seiner Wasserpfeife.
Was er von der Idee der Revolution hält? „Phh“, sagt Talat und deutet auf ein paar halbfertige Bungalows, die er eigentlich vergangenes Jahr fertigbauen wollte. „Kein Geld mehr“, sagt er. Jeder Tote, jedes Bild von Gewalt auf dem Tahrir bedrohten auch seine Existenz.
Ausschlaggebend dafür, ob die Touristenscharen wiederkommen, wird die politische Entwicklung des Landes sein. Der Sieg der Islamisten und Berichte, wonach in Ägypten eine Religionspolizei nach saudischem Vorbild und ein Bikini-Verbot eingeführt werden sollen, dürften die Reisenden allerdings weiter eher skeptisch stimmen. Auch günstige „Revolutionspreise“ helfen da nicht.