Die Hamas torpediert den Weg zum Frieden

Gaza-Streifen: Radikal-Islamisten lehnen jeden möglichen Kompromiss mit Israel kategorisch ab.

<strong>Gaza. Die radikal-islamische Hamas-Organisation zeigt vor der Nahostkonferenz in Annapolis wütend die Zähne. Erst drohten die Herrscher über den Gazastreifen mit einer neuen Welle der Gewalt in Israel. Dann las der entlassene Ministerpräsident Ismail Hanija gestern den arabischen Staatschefs die Leviten. Statt an der Nahostkonferenz teilzunehmen, hätten die "arabischen Brüder" etwas gegen die von Israel verhängte Blockade des Gazastreifens tun sollen, erklärte er. Auf den ersten Blick sieht Hamas als unerwünschter Teilnehmer und Zaungast der Annapolis-Konferenz wie ein Verlierer aus. Dennoch bleiben die Islamisten einer der größten Stolpersteine auf dem Weg zum Frieden. Ex-Regierungschef Hanija ließ bei einer Gegenkonferenz in Gaza daran keinerlei Zweifel. Existenzrecht Israels? Fehlanzeige. Nach einem in Gaza unterzeichneten Dokument soll ein Palästinenserstaat vom Jordan-Fluss im Osten bis zum Mittelmeer im Westen, von Ägypten im Süden bis zu Syrien und dem Libanon im Norden reichen. Der Staat Israel wird danach einfach abgeschafft.

Hanija hält die Nahostkonferenz für reine Zeitverschwendung

Verhandlungen mit Israel seien derzeit nutzlos und die Annapolis-Konferenz sei eine reine Zeitverschwendung, ließ Hanija wissen. Während Annapolis den Grundstein für eine friedliche Lösung des Nahost-Konfliktes legen soll, ruft der Hamas-Führer zum Widerstand auf. Dann folgte die Kampfansage an Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Abbas repräsentiere nicht die Palästinenser und habe keine Autorität, in deren Namen zu verhandeln. Deshalb werde sich Hamas auch keinerlei Kompromissen verpflichtet fühlen, sagte Hanija.

Zwar sitzt Hamas während der Konferenz nicht mit am Tisch, aber damit sind die Islamisten noch lange nicht aus der Welt. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert wird nach israelischen Presseberichten in Annapolis verlangen, dass die Palästinenser die erste Phase des Nahost-Friedensplanes auch im Gazastreifen umsetzen müssen, bevor sie einen eigenen Staat bekommen.

PALÄSTINENSER-STAAT: Im Westjordanland und dem Gazastreifen wollen die Palästinenser ihren eigenen Staat errichten. Israel fordert dessen Entmilitarisierung sowie die Kontrolle des Luftraums und der Außengrenzen.

GRENZVERLAUF: Die Palästinenser fordern von Israel, sich aus den besetzten Gebieten bis zu den Grenzen vor dem Sechs-Tage-Krieg 1967 zurückzuziehen. Israel weist dies zurück. Es will große jüdische Siedlungen im Westjordanland, wo mehr als 250000 Israelis leben, seinem Territorium einverleiben.

JERUSALEM: Israel eroberte den arabischen Ostteil der Stadt 1967 und erklärte Jerusalem zu seiner "unteilbaren" Hauptstadt. Die Palästinenser verlangen den arabischen Ostteil als Hauptstadt für ihren eigenen Staat.

FLÜCHTLINGE: Das Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge gilt als einer der umstrittensten Punkte. Etwa vier Millionen Palästinenser leben derzeit in verschiedenen arabischen Ländern. Israel sieht in einem Rückkehrrecht eine Existenzbedrohung für den jüdischen Staat.

GOLANHÖHEN: Diesen Höhenzug eroberte Israel 1967 von Syrien, im Jahre 1981 wurde er annektiert. Seither kontrolliert Israel das größte Süßwasserreservoir der Region, den See Genezareth, dessen Ostufer zuvor zu Syrien gehört hatte.