Kinderbetreuung: Schlechte Noten für die Tagesmütter

Eine Studie zeigt zum Teil gefährliche Missstände auf. Es fehlt vor allem an einer einheitlichen Ausbildung.

<strong>Düsseldorf. Es sind Schreckensszenarien für Eltern: Ein Hund leckt den Wasserhahn ab, an dem das Babyfläschchen zubereitet wird, Medikamente und scharfe Reinigungsmittel werden in Reichweite des Kindes aufbewahrt. Viele Tagesmütter in Nordrhein-Westfalen lassen bei ihrer Arbeit die nötige Sorgfalt vermissen, zeigt eine bislang unveröffentlichte Studie, die das Berliner Pädquis-Institut für Kleinkindpädagogik im Auftrag des Landesfamilienministeriums erstellt hat.

Demnach erfüllt nur jede siebte Tagesmutter ihren Job so, dass es nichts zu beanstanden gibt. Deutliche Mängel gibt es vor allem im Bereich Lern- und Bildungsanreize. Professor Wolfgang Tietze von Pädquis nennt ein Beispiel: "Eine Tagesmutter hat nicht mit dem Kind geredet. Die Begründung: Es könne ja noch nicht sprechen."

Tagesmütter und -väter betreuen Kinder anders als in Kindertageseinrichtungen meist bei sich zu Hause. Laut Sozialgesetzbuch brauchen sie dafür eine vom Jugendamt ausgestellte Tagespflegeerlaubnis. Welche Qualifikation dafür verlangt wird, entscheidet jede Kommune selbst.

Die Studie bemängelt denn auch die mangelhafte Aus- und Weiterbildung der Tagesmütter. Ein Drittel derjenigen, die unter die Lupe genommen wurden, hat demnach noch nie an einer Fortbildung teilgenommen, beinahe alle klagen über mangelnden fachlichen Austausch.

Das Pädquis-Institut schlägt deshalb vor, ein landeseinheitliches pädagogisches Gütesiegel für Tagespflegepersonen einzuführen. Es müssten zudem Strukturen geschaffen werden, um eine berufsbegleitende Fortbildung zu garantieren.

Friedrich Roeingh, Westdetutsche Zeitung