Koalition: FDP und Grüne sind sich gar nicht grün

Analyse: Vor allem auf der persönlichen Ebene sind die Gräben zwischen den beiden Parteien sehr tief.

Düsseldorf. Wer wissen will, wie die NRW-FDP denkt, ist gut beraten, im Internet auf die Seite der Landtagsfraktion zu gehen (www.fdp-fraktion-nrw.de). Da findet sich eine klare Aussage des Fraktionschefs Gerhard Papke: "Keine Gespräche über Ampel."

Das hat er vier Tage nach der Landtagswahl geschrieben, das steht heute noch da. Doch zwei oder auch drei Machtkämpfe später muss Papke am kommenden Dienstag als Mitglied der FDP mit der SPD und den Grünen über die Bildung einer Landesregierung in NRW verhandeln. Diese Koalition hat er nicht gewollt, das wird womöglich so auch nicht so kommen.

Ein Bündnis von SPD, FDP und Grünen heißt im politischen Sprachgebrauch "Ampel". Nach den gescheiterten Vorläufern in Brandenburg und Bremen wäre eine solche politische Dreierbeziehung im wichtigsten Bundesland riskant, aber auch womöglich ein Eisbrecher für die gesamtdeutsche Politikszene.

Die FDP würde sich mit einem Schlag aus der babylonischen Gefangenschaft zur Merkel-CDU befreien, die Grünen hätten endgültig den Sprung ins bürgerliche Lager geschafft.

Doch das käme einem Wunder gleich. Seitdem Politikwissenschaftler festgestellt haben, dass beide Parteien zumindest partiell - Zahnarztgattinnen oder ökologisch engagierte Steuerberater zum Beispiel - um die gleiche Klientel streiten, sind sich etwa Guido Westerwelle und Jürgen Trittin spinnefeind.

Es geht in dem mal mehr, mal weniger niveauvollen Gerangel immer um die Position der Nummer 3 im Parteiengefüge.

Dieser Streit ist in der NRW-Landespolitik Folklore. Früher nannte FDP-Frontmann Jürgen Möllemann die Grünen-Ministerin Bärbel Höhn "Grüne Tonne", heute giften sich die Kontrahenten weiter an.

Ein Beispiel: "Sie sind der extreme marktradikale Rand innerhalb der Parlamente, genau der Gegenpol zur Linkspartei", sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete Horst Becker noch im März zur FDP.

Hinter diesem Streit, der hier und da schon Züge von Hass trägt, verblassen die inhaltlichen Auseinandersetzungen. Zumal in einigen Bereichen die Positionen gar nicht so weit auseinander liegen (siehe Kasten).

Ob die Ampel eingeschaltet wird, ist also vor allem ein Problem von Grün und Gelb. Klappt das nicht, lässt Rot neu wählen.