Studiengebühren: Studenten wollen mehr fürs Geld

Die meisten Studierenden wissen nicht, was mit ihren Gebühren geschieht. Bisher sehen sie kaum eine Gegenleistung.

Düsseldorf. Die Studentenvertreter in Nordrhein-Westfalen klagen auf allen Ebenen gegen die Studiengebühren, die die schwarz-gelbe Landesregierung eingeführt hat. Die Allgemeinen Studentenausschüsse (Asten) halten den Beitrag von bis zu 500 Euro pro Semester für sozial ungerecht und vermuten, dass ein Großteil der zusätzlichen Einnahmen an den Unis zweckentfremdet wird. "Wir haben eine Sammelklage von mehr als 10 000 Studenten. Notfalls gehen wir bis zum Bundesverfassungsgericht", sagte Koordinator Patrick Schnepper am Mittwoch in Düsseldorf.

In einem ersten Entscheid hatte das Verwaltungsgericht Minden die Klage der Studenten gegen das neue Hochschulgesetz zurückgewiesen. Doch die Studenten haben nach eigener Ansicht genug Fakten für einen Erfolg in den weiteren Instanzen. Zum einen zählt dazu der Hinweis auf die hohe finanzielle Belastung. Rund 23 Prozent der Studenten müssten mit einem Monatseinkommen von weniger als 600 Euro auskommen, die Gebühren seien eine unzumutbare Belastung.

Aber auch der Umgang mit den zusätzlichen Millionen an den Unis sei gesetzes- und auch verfassungswidrig. "An der Fachuni Dortmund werden dafür Forschungs-Professuren bezahlt. Die Studierenden haben nichts davon", so Studentenvertreter Janosch Stratemann.

Wohin fließen die Studiengebühren?

Gesetzlich festgelegt ist, dass die Gebühren dafür verwendet werden, Lehre und Forschung zu verbessern. Doch zunächst einmal bleiben 23 Prozent der Studiengebühren beim Land. Sie fließen in einen Ausfallfond. Mit diesen Geldern sollen Löcher gestopft werden, die entstehen, wenn Studenten ihre Studienkredite nicht zurückzahlen können. Über das übrige Geld entscheiden die Hochschulen autonom.

Von diesen restlichen Gebühren geht zum Beispiel an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die Hälfte an das Rektorat, die zentrale Uni-Verwaltung. Die andere Hälfte teilen die Fakultäten unter sich auf - je mehr Studenten sie haben, desto mehr Geld bekommen sie. In Köln und Bonn gehen sogar 75 Prozent der Gebühren an die Fakultäten, an der Bergischen Universität Wuppertal sind es 60 Prozent.

Doch wohin die Gelder von dort aus fließen, darüber fühlt sich laut einer repräsentativen Emnid-Umfrage nur jeder sechste Student gut informiert. Und das, obwohl die Hochschulen aufgefordert sind, die Studenten über den Verbleib der Gebühr zu informieren.

Die Vorstellungen von dem, was die Studenten mit Hilfe der Gebühren an den Unis verbessern wollen, sind wegen der unterschiedlichen Anforderungen in den einzelnen Fachbereichen verschieden. Während sich laut Emnid-Umfrage etwa 79 Prozent der Juristen mehr Tutorien wünschen, sind es bei den Sozialwissenschaftlern nur 64 Prozent. 81 Prozent von ihnen fordern dafür mehr Lehrveranstaltungen - ein Wunsch, der nur bei jedem vierten Mediziner auf der Prioritätenliste ganz oben steht.

Um diesen Unterschieden so gut wie möglich gerecht zu werden, fordern die Studenten, einen möglichst großen Anteil der Gebühren an die Fachbereiche zu verteilen. "50 Prozent sind zu wenig. Die Fakultäten müssen mehr bekommen", beklagt sich Philip Tacer vom Vorstand des Allgemeinen Studierenden Ausschusses der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf über die Verteilung der Gelder an der Uni der Landeshauptstadt.

Arne Schreiber, Modernes Japan, viertes Semester, Uni Düsseldorf: "Die Studiengebühren sollten in die jeweiligen Fachbereiche fließen, denen sie gehören. Ich studiere Modernes Japan und Philosophie und möchte auch, dass mein Geld dafür verwendet wird." Arne Schreiber fühlt sich nicht gut informiert über die Verwendung der Gebühren. "Wo das Geld genau hingeht, weiß ich nicht. Eine offizielle Auflösung hat es auch seitens des Asta nicht gegeben." Für viele Seminare müssten eine Menge Bücher angeschafft werden. "Dafür könnten die Gebühren verwendet werden."

Laura Berndt, Anglistik, zweites Semester, Uni Düsseldorf, fühlt sich vom Asta nicht vertreten. "Es werden nur Versprechungen gemacht." Sie ist auch sicher, dass sie bei der Verwendung der Gelder nicht mitbestimmen kann. "Es fließt zu wenig Geld in unsere Fakultät. Die philosophische Fakultät finanziert zum Beispiel die medizinische mit und wir haben kaum was davon", sagt sie. Im Hörsaal seien die kaputten Stühle noch immer nicht repariert. "Und im vergangenen Semester konnten wir in einem Seminar nichts machen, weil der Laptop dauernd abgestürzt ist."