Merkels hohes Ansehen bringt den Wahlerfolg

Die Union konnte vor allem auf die über 60-Jährigen zählen. Die SPD schnitt in der Stadt besser ab.

Berlin. Die Union hat ihren Erfolg bei der Bundestagswahl nach einer ersten Analyse der Forschungsgruppe Wahlen vor allem dem hohen Ansehen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu verdanken. Merkel habe das beste Kanzler-Image seit 1990, als Helmut Kohl an der Spitze der Regierung stand. Die Wertschätzung sei lagerübergreifend. 80 Prozent attestierten der Kanzlerin demnach gute Arbeit, nur 17 Prozent bewerteten ihre Leistung als schlecht.

Auf einer Skala von minus fünf bis plus fünf erzielt die Kanzlerin demnach einen Ansehenswert von 2,1. SPD-Kandidat Peer Steinbrück kommt dagegen nur auf 0,7. Merkel liegt deutlich vorn, wenn es um die Euro-Krise und die Jobsicherheit sowie Sympathie und Durchsetzungskraft geht. Gleichzeitig steigt die Bedeutung der Spitzenkandidaten: 34 Prozent aller Befragten gaben an, ihnen sei wichtiger, wer Kanzler wird, und nicht, welche Parteien nach der Wahl zusammen regieren. 2009 sagten das erst 28 Prozent, 2005 nur 19 Prozent der Befragten.

Die CDU/CSU konnte zudem davon profitieren, dass die Deutschen das Land trotz der Euro-Krise klar besser aufgestellt sehen als 2009. 68 Prozent sehen in dem wirtschaftlichen Umfeld viel Zukunftspotenzial. Bei Wirtschaft, Jobs und Euro-Krisenpolitik halten die Wähler die Union für die kompetenteste Partei.

Den dramatischen Absturz der FDP begründet die Forschungsgruppe mit Imageeinbußen der Partei. Im Kabinett habe es eine „Zweiklassengesellschaft“ gegeben: Während die Regierungsarbeit der Union mit 1,3 positiv bewertet wird, steht die FDP mit minus 0,7 in den Augen der Befragten schlechter da. Entsprechend sank das Ansehen der FDP auf den Wert von minus 0,9. 2009 war er noch plus 0,6.

Wer hat wie gewählt? Vor allem auf die Generation der über 60-Jährigen konnten CDU und CSU zählen, in dieser Wählergruppe erreichten sie 49 Prozent Zustimmung. Von den älteren Frauen wählten 53 Prozent die Union. Bei den unter 30-Jährigen kam sie nur auf 35 Prozent.

Auch zwischen Stadt und Land sind die Unterschiede im Wahlverhalten deutlich: CDU und CSU schnitten in Großstädten mit 33 Prozent vergleichsweise schwach ab, während die SPD mit 31 und Linke und Grüne mit je elf Prozent dort überrepräsentiert sind. Die Grünen sind besonders stark unter Hochschulabsolventen (14 Prozent), die Linken bei Arbeitslosen (21 Prozent). Für die AfD entscheiden sich vor allem Männer: Sechs Prozent unterstützen die AfD, bei den Frauen waren es nur drei Prozent.