Wechselbad der Gefühle für die NRW-Parteien

Nur die CDU-Anhänger können jubeln. Bei SPD und Grünen ist die Stimmung gedrückt. Die FDP reagiert entsetzt auf das Ergebnis.

Düsseldorf. Der Jubelsturm ist riesig — aber er hält nur wenige Sekunden an. Das eigene Ergebnis übertrifft die kühnsten Hoffnungen der CDU-Anhänger in der NRW-Zentrale in Düsseldorf. Doch das Scheitern des liberalen Koalitionspartners stürzt sie umgehend in tiefe Ratlosigkeit. „Das wird ein spannender Abend“, reagieren viele ernüchtert. Nach der ersten Prognose liegt die Union weit vorn und ist doch im politischen Niemandsland: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so nah an die absolute Mehrheit kommen — vielleicht klappt es noch“, macht sich Stefan Hedderich Mut. Falls nicht, sei auch Schwarz-Grün eine Option. Dem will Regina Rohaus so nicht zustimmen, die sich aber auch nicht für eine große Koalition begeistern kann: „Es ist eine emotionale Gratwanderung — alles oder nichts.“

Für Zufriedenheit sorgt indes, dass die CDU nach der Niederlage bei der Landtagswahl 2012 nun wieder ihre Wähler mobilisieren konnte. „Das ist ein großer Erfolg für Angela Merkel, doch nun kommt für eine Koalition eigentlich keiner so richtig infrage“, bilanziert Hans-Werner Backes, der seine Wunschkonstellation Schwarz-Gelb auf Krawatte und Einstecktuch trägt. Beides wird vorerst im Schrank bleiben müssen.

Bei der NRW-SPD ist die Situat-ion paradox: Als um 18 Uhr in der Düsseldorfer Parteizentrale die ARD-Prognose über den Bildschirm flimmert, bricht beim Unions-Ergebnis Jubel aus. Die versammelten Parteianhänger haben sich zu früh gefreut, weil sie nur den CDU-Wert ohne CSU von rund 33 Prozent gesehen haben.

Beim SPD-Ergebnis dagegen bleibt es ruhig im Saal. Nur einmal kommt kurz Applaus auf, als klar wird, dass die FDP möglicherweise nicht mehr im Bundestag vertreten sein wird. Die Stimmung ist gedrückt. Zwei Parteianhängerinnen, die aus Mülheim, der Heimatstadt von SPD-Landeschefin Hannelore Kraft, angereist sind, können es noch nicht ganz fassen. Sie haben sich mehr erhofft. „Man bekommt schon Taschentücher in die Hand gedrückt“, sagt eine von beiden und schaut auf ihre Serviette mit SPD-Logo. Befragt nach einer möglichen großen Koalition, ist sie skeptisch. Darüber wolle sie noch gar nicht nachdenken. Klaus Dierlich aus Düsseldorf zitiert mit Blick auf eine mögliche schwarz-rote Koalition im Bund indes Franz Müntefering: „Opposition ist Mist.“

SPD-Fraktionschef Norbert Römer betont die Linie, die auch die Parteispitze fährt: „Der Ball liegt im Spielfeld der Union.“ Überraschend deutlich sagt er dann noch: „Die große Koalition ist für uns kein Thema.“

Bei der NRW-FDP sind die Mienen der Partygäste wie versteinert. Blankes Entsetzen herrscht angesichts der schlechten Hochrechnungen für die Partei. Dabei ist das Ergebnis der Liberalen an Rhein und Ruhr mit mehr als fünf Prozent besser als das im Bund. „Wir haben uns auch in NRW mehr erhofft“, sagt ein Parteisprecher.

Und die NRW-Grünen? „Wir sind enttäuscht. Das ist eine bittere Niederlage“, so die Landesspitze Monika Düker und Sven Lehmann.