Pakistan: Die Bhutto-Dynastie lebt fort

Der 19-jährige Oxford-Student Bilawal führt künftig die Oppositionspartei. Sein unpopulärer Vater zieht weiter die Strippen.

Islamabad. Bilawal Bhutto Zardari ist der neue Hoffnungsträger der Pakistanischen Volkspartei. Der 19-Jährige folgt seiner ermordeten Mutter an die Spitze der PPP. "Ich werde den Kampf für die Demokratie fortsetzen", erklärt Bilawal nach der Entscheidung mit kräftiger Stimme.

Obwohl der junge Mann nach dem Tod Benazir Bhuttos als Favorit für ihre Nachfolge gehandelt wurde, hat die Entscheidung doch manche überrascht. Noch am Morgen sagte die PPP-Politikerin Sherry Rehman, Bilalwal sei derzeit noch nicht bereit, sich in Pakistans blutige politische Arena zu begeben. Doch viele in der Partei hofften, dass er eines Tages in die Fußstapfen seiner Mutter und seines 1977 vom Militär gestürzten und zwei Jahre später hingerichtete Großvaters Zulfikar Ali Bhutto treten werde.

Dass er das politische Erbe der Bhutto-Dynastie nun früher als erwartet übertragen bekam, hat er seinem Vater Ali Asif Zardari zu verdanken. Benazir Bhutto hatte für den Fall ihrer Ermordung ein politisches Vermächtnis verfasst, in dem sie ihren Mann als Nachfolger bestimmte. Doch der empfahl der PPP beim Spitzentreffen in der südpakistanischen Provinz Sindh - dem Machtzentrum der Familie Bhutto - den Sohn als Parteichef. Die Führung stimmte geschlossen zu.

Ein Grund dafür könnte die Vergangenheit Zardaris gewesen sein, der seit 1987 mit Bhutto verheiratet war. Er gilt als korrupt und genießt auch in der Bevölkerung kaum Rückhalt.

Erstmals musste der Lebemann 1990 hinter Gitter. Kurz zuvor war seine Frau, die bis dahin ihre Hand schützend über ihn gehalten hatte, als Premierministerin entmachtet worden. Zardari wurde vorgeworfen, einen Geschäftspartner zur Herausgabe einer hohen Geldsumme gezwungen zu haben. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, soll er dem Opfer eine Bombe ans Bein gebunden haben.

1993 bis 1996 besetzte Zardari einflussreiche Posten in der Regierung seiner Frau - so als Minister für öffentliche Ausgaben. Da er jedoch vor allem in die eigene Tasche investierte, wurde er vom Volk bald nur noch "Mister 10 Prozent" genannt. Nach dem Machtwechsel wanderte Zardari wieder ins Gefängnis.

Eine Aufgabe Bilawals wird sein, sich und die Partei von dieser dunklen Seite der Familiengeschichte zu befreien. Doch noch hält der Vater die Zügel in der Hand. Denn Bilawal erklärte, er wolle zunächst sein Studium an der Oxford Universität in England beenden. Bis dahin bleibe Zardari für die täglichen Amtsgeschäfte zuständig. Die Anhänger der PPP müssen sich also noch gedulden, bis ihr neuer Hoffnungsträger aktiv ins politische Geschehen eingreift.