Die Auflösung: Unsere Prognose 2007 – und die Bilanz

Vor einem Jahr stellten wir Fragen zur Entwicklung in Politik, Wirtschaft und Sport. Und gaben Antworten. Hier die Bilanz.

<strong>Düsseldorf. So hatten wir vor exakt einem Jahr unsere Einschätzung für 2007 zusammengefasst: "Die Weltlage bleibt angespannt, die Bundesregierung überfordert, dafür wächst die deutsche Wirtschaft weiter - und Schalke wird Meister. Oder?" Dann hatten wir auf 13 konkrete Fragen unsere Prognosen abgegeben. Und lagen dabei - alles in allem - überraschend gut. Einzig in einem Fall lagen wir völlig daneben, ausgerechnet in Frage 13 nämlich, der letzten: Ob denn Prinz William seine Kate Middleton heiraten werde. Wir trugen dazu allerlei und auch derart überzeugende Argumente zusammen, dass der Prinz eigentlich schon anderentags das Aufgebot hätte bestellen müssen. Allein der Prinz hielt sich nicht daran. Aber was wäre das britische Königshaus ohne seine Launen? Und wie es scheint, findet ja wieder zusammen, was im Sommer zerbrach. Das Thema bleibt uns also erhalten.

Aber nun zu den einzelnen Fragen. Beginnen wir mit der

Ob denn die SPD-Frontfrau Hannelore Kraft in NRW zur ernsthaften Herausforderin für Jürgen Rüttgers werden könne, hatten wir uns und unsere Leser gefragt. Unsere Antwort von damals gilt auch heute: "Das muss sich noch herausstellen." Denn eine klare Antwort hat auch das Jahr 2007 nicht gegeben.

Abgeschlossen aber ist die Frage nach dem Ende der Steinkohleförderung. Den Ausstiegsbeschluss und den damit freigemachten Börsengang der RAG haben wir exakt vorhergesagt. Getrogen hat jedoch unsere Hoffnung, es werde schon 2007 eine deutliche Entspannung bei den Staus auf den NRW-Autobahnen geben.

Wenn wir auch in der Innenpolitik nicht in allen Einzelheiten richtig lagen, so doch in den wichtigen Fragen. Das gilt auch in der

"Entspannt sich die Lage in Nahost?", hatten wir gefragt. Und unsere Antwort war: "Schlimmer kann es kaum noch werden." Das war ein Irrtum, wie sich herausstellte. Sämtliche legitimen Strukturen der Autonomiebehörde sind zerschlagen, die Hamas hat in Gaza, die Fatah im Westjordanland die Macht militärisch übernommen, und mehr als die Hälfte der bei den Wahlen siegreichen Hamas-Abgeordneten sitzt in israelischen Gefängnissen. Und ob die Konferenz von Annapolis den Konflikt einer Lösung näher bringen kann, darf sehr bezweifelt werden.

Auch im Irak steht ein Abzug der Amerikaner nicht ernsthaft zur Debatte. "Bush wird das Problem ungelöst seinem Nachfolger übergeben", hatten wir prognostiziert. Und diese Prognose gilt auch für das letzte Jahr seiner Amtszeit.

Gelingt es Bundeskanzlerin Merkel, Europa einen neuen Schub zu verleihen? Wir hatten das skeptisch gesehen. Der Verfassungsprozess war tatsächlich nicht wiederzubeleben. Als Ratspräsidentin allerdings hat Merkel den abgespeckten EU-Vertrag in dramatischen Nachtsitzungen doch noch vor dem Scheitern bewahrt. Ein "Schub" aber ging von diesen EU-Gipfeln gewiss nicht aus.

Dass sich der wirtschaftliche Aufschwung 2007 kräftig fortsetzt, daran hatten wir bei der Prognose vor einem Jahr keinen Zweifel. Und so kam es auch. Selbst die befürchtete "Mehrwertsteuer-Delle", nach der Erhöhung von 16 auf 19 Prozent, glättete sich wie vorhergesagt schnell wieder.

Beim Thema Arbeitslosigkeit waren wir nur vorsichtig optimistisch. "Wird die Zahl der Arbeitslosen unter vier Millionen sinken?" Unsere Prognose war: Dafür gibt es Anzeichen. Wir verschwiegen aber auch nicht kritische Stimmen. Dass die Schallmauer von vier Millionen dann doch so deutlich nach unten durchbrochen wurde, ist so erfreulich, dass wir unsere mangelnde Glaubensstärke gerne eingestehen.

Doch nun zum

"Startet Jan Ullrich bei der Tour de France 2007?" Heute mag die Frage schon fast absurd klingen. Und unsere Antwort von damals wie eine billige Selbstverständlichkeit: "Nein." Aber vor Jahresfrist wurde das noch ernsthaft diskutiert - so ändern sich die Zeiten.

Richtig lagen die Kollegen aus der Sportredaktion auch bei der Frage, ob die Bayern die Champions Laegue und ihre dritte Meisterschaft in Folge gewinnen würden. "Nein, die Mannschaft ist im Umbruch und gewinnt 2007 keinen Titel", meinten wir. Allerdings wird die sportliche Bilanz etwas getrübt, hatten wir doch fest mit Schalke 04 als Meister gerechnet. Und uns verrechnet. Am Ende wurden es die Stuttgarter, die niemand auf der Rechnung hatte.

Aber alles in allem - die Bilanz 2007 kann sich sehen lassen. In einem Jahr an gleicher Stelle die Bilanz 2008. Um mit Franz Beckenbauer zu sprechen: Schau’n wir mal.