Analyse: Wie die Stromkonzerne ihre Gewinne machen

Eine Studie brandmarkt Eon und Co. als Preistreiber. Konzerne sprechen von „Auftragsarbeit“.

Düsseldorf. Die vier großen Stromkonzerne in Deutschland - Eon, EnBW, Vattenfall und RWE - haben ihre Gewinne durch Erhöhungen der Kundenpreise für die privaten Haushalte in den Jahren zwischen 2002 und 2007 mehr als verdreifacht. 80 Milliarden Euro verdienten die genannten Unternehmen in diesem Zeitraum.

Ohne Berücksichtigung von Steuern und Abgaben ist der Strom in Deutschland von 2000 bis 2008 um 51 Prozent teurer geworden. So sagt es eine Studie der Hochschule für Wirtschaft und Politik des Saarlandes, die von den Grünen im Bundestag in Auftrag gegeben und gestern in Teilen veröffentlicht wurde.

Die Zahlen und Fakten sind klar, ihre Interpretation aber äußerst strittig. Während die Grünen in ihnen den Beleg sehen, dass die Konzerne auf einem Monopol ähnlichen Markt auf Kosten der Verbraucher ungerechtfertigt Reibach machten, sprechen die auf der Anklagebank sitzenden Unternehmen von einer "Auftragsarbeit", die "Fakten und Zusammenhänge ausblendet und ignoriert".

Die Studie lasse unberücksichtigt, so ein Sprecher von Eon, dass der Preis für Erdöl als Leit-Energie sich im gleichen Zeitraum nahezu verzehnfacht habe - wenn man den aktuellen Preissturz ausblende. Zudem stecke Eon einen "erheblichen Teil" seiner Gewinne in Investitionen.

Bis 2010 investiere der Konzern in Europa etwa 60 Milliarden Euro in die Stromversorgung, davon sechs Milliarden Euro in erneuerbare Energien. "Das wahrscheinlich größte Investitionsprogramm eines europäischen Unternehmens überhaupt", so ein Eon-Sprecher gestern.

Auch eine RWE-Sprecher wies den Vorwurf der Preistreiberei zurück: Bis zu 70 Prozent des Strompreises würden ohnehin staatlich reguliert, etwa durch Steuern und Abgaben oder durch Durchleitungsgebühren, die von der Bundesnetzagentur festgelegt seien.

War 2007 für die vier Konzerne mit Gewinnen, die sich auf knapp 20 Milliarden Euro summierten, laut Studie schon ein Rekordjahr, so konnten die großen Vier in diesem Jahr während der ersten neun Monate ihre Gewinne nochmals um elf Prozent steigern.

Trotz der Finanzkrise deute sich damit abermals ein Rekordgewinn an. Solche Gewinne haben ihren Preis - und den zahlt der Verbraucher. Laut Studie stieg der Strompreis im Jahr 2008 vor Abgaben und Steuern um 6,5 Prozent. Im kommenden Jahr wollen die deutschen Stromversorger die Preise im Schnitt um 8,4 Prozent erhöhen - trotz des auf unter 50 Dollar gefallenen Ölpreises.