Wie werde ich...? Rechtsanwaltsgehilfe

Köln (dpa/tmn) - Sie machen Schriftsätze für Prozesse, berechnen Forderungen für Mahnverfahren und führen Fristenkalender - der Alltag von Rechtsanwaltsfachangestellten ist abwechslungsreich. Wer sich dafür entscheidet, muss sorgfältig und vor allem verschwiegen sein.

Als Sabrina Rahmen ihre Schulausbildung beendet hatte, stand für sie fest: „Irgendeine Tätigkeit im Büro möchte ich ausüben“, erzählt die heute 21-Jährige. Die Entscheidung, welchen Beruf sie erlernen will, fiel, nachdem sie diverse Praktika gemacht hatte. „Am besten gefallen hat mir wegen des breiten Aufgabenspektrums die Arbeit in einer Rechtsanwaltskanzlei“, sagt sie. Nun lernt sie den Beruf in der Kanzlei Ringlokhallen in Frechen bei Köln.

„Die Materie ist überhaupt nicht so trocken, wie viele denken“, sagt Sabrina Rahmen. Dafür sind ihre Aufgaben zu abwechslungsreich: Sie überwacht Termin- und Fristenkalender, legt Akten an und kümmert sich um die Korrespondenz der Kanzlei. Dazu gehört, die Briefe nach Vorgaben des Anwalts zu erstellen, sie ihm zum Unterschreiben vorzulegen und die Briefe dann an die Mandanten zu verschicken.

„Präzision bei der Arbeit ist eine Eigenschaft, die künftige Rechtsanwaltsfachangestellte unbedingt mitbringen müssen“, sagt der Kölner Jurist Ulrich Prutsch. Sie sollten aber auch Erfahrungen im Umgang mit dem Internet haben, da regelmäßig Recherche-Aufträge im Netz anfallen, und sich mit Buchhaltung auskennen.

Wichtig ist laut Prutsch auch ein gepflegtes Aussehen. Schließlich sitzen Rechtsanwaltsfachangestellte im Empfang einer Kanzlei und sind eine Art Aushängeschild. Wer sich für den Beruf entscheidet, sollte außerdem kontaktfreudig sein. Rechtsanwaltsfachangestellte nehmen nicht nur Mandanten in Empfang, sie kommunizieren auch mit Behörden und Gerichten. Das erfordert Fingerspitzengefühl, Verantwortungsbewusstsein und Verschwiegenheit.

Die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten dauert in der Regel drei Jahre. Abiturienten können die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. Lernort ist neben der Kanzlei das Berufskolleg. Dort stehen die unterschiedlichsten Fächer auf dem Stundenplan — neben Deutsch, kaufmännischem Rechnungswesen und Textverarbeitung auch Politik und Volkswirtschaftslehre.

Da viele Kanzleien international ausgerichtet sind, sollten Azubis auch gute Fremdsprachenkenntnisse haben. „Auf der Berufsschule gibt es eigens Englisch-, zum Teil auch Französisch- und Spanischkurse, in denen juristische Fachbegriffe gepaukt werden“, weiß Prutsch. Die Vermittlung von Fremdsprachenkenntnissen soll auch in der Ausbildungsordnung für Rechtsanwaltsfachangestellte, die derzeit grundlegend überarbeitet wird, fest verankert werden. Die Novelle tritt voraussichtlich 2014 in Kraft.

Nach Angaben der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) in Berlin haben im vergangenen Jahr deutschlandweit 4161 junge Leute eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten absolviert. Weitere 1495 junge Frauen und Männer wurden zu Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten ausgebildet — für die Arbeit im Notariat lernen sie zusätzlich, wie etwa Grundstücksübertragungen beurkundet werden.

„95 Prozent der Azubis sind weiblich“, erläutert Rechtsanwalt Albert Vossebürger, Vorsitzender des BRAK-Ausschusses Berufsbildung. Bewerber sollten in der Regel einen Realschulabschluss in der Tasche haben. Die Ausbildungsvergütung schwankt je nach Bundesland: Sie liegt zwischen 325 und 600 Euro im ersten Lehrjahr, 435 und 650 Euro im zweiten und 525 bis 750 Euro im dritten Lehrjahr. Danach verdienen sie rund 1800 Euro brutto im Monat. Das geht aus dem Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung hervor.

Die Aussichten, nach der Ausbildung eine Festanstellung zu finden, bezeichnet Vossebürger als „außerordentlich gut“. Rund 70 Prozent der Azubis arbeiteten nach der Lehre weiter in einer Kanzlei. Sie haben die Möglichkeit, sich später zum Rechtsfachwirt weiterzubilden.

„Es kommt aber auch immer häufiger vor, dass Abiturienten nach einer Rechtsanwaltsfachangestellten-Ausbildung ein Jura-Studium aufnehmen“, weiß Prutsch. Andere wechselten nach der Lehre in die Rechtsabteilungen von Konzernen, Banken oder Versicherungen.

Für Sabrina Rahmen wäre ein solcher Wechsel in ein größeres Unternehmen nicht unbedingt das Richtige. „Ich schätze die familiäre Atmosphäre in einer eher kleineren Kanzlei - zurzeit zumindest“, sagt sie.