Leistungsdruck: Weniger Jugendliche im Ehrenamt

Gütersloh (dpa) - Keine Zeit für Parteien, Sportvereine und Naturschutz: Wachsender Leistungsdruck in Schule und Studium hält junge Menschen in Deutschland offensichtlich zunehmend von einem Ehrenamt ab.

Das besagt eine am Dienstag (26.4.) veröffentlichte Studie.

Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung sank zwischen 1999 und 2009 der Anteil der Aktiven unter den Jugendlichen von 37 auf 35 Prozent. Grund seien in erster Linie das Verkürzen der Schulzeit bis zum Abitur und die Einführung des Bachelorstudiums. Mehr als 2800 Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren sind befragt worden.

Laut der Studie sind 51 Prozent der Schüler, die in neun Jahren auf dem Gymnasium ihr Abitur machen, ehrenamtlich aktiv. Unter jenen Jugendlichen, die nur acht Jahre auf dem Gymnasium Zeit haben, finden nur noch 31 Prozent Zeit für das Engagement in einem Verein oder andere Ehrenämter. Unter Ganztagsschülern sinkt die Quote sogar auf 21 Prozent. Die Studie „Freiwilligensurvey“ ist ein gemeinsames Projekt des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest mit dem Bundesfamilienministerium und der Bertelsmann Stiftung. Auch die Zeitung „Neue Westfälische“ berichtete am Dienstag über die Studie.

Junge Ausländer würden in Deutschland offensichtlich gern mehr helfen. Sie finden laut der Studie aber zu wenig Möglichkeiten, sich ehrenamtlich einzubringen. Demnach interessieren sich 54 Prozent der jungen Migranten für gemeinnützige Tätigkeiten, im Durchschnitt aller jungen Deutschen sind es nur 49 Prozent. Von den jungen Menschen mit Zuwanderergeschichte werden aber letztlich nur 22 Prozent aktiv, in der Gesamtheit der Jugendlichen ist der Anteil deutlich höher: Es engagieren sich 35 Prozent in der Gesellschaft. „Jugendliche mit Migrationshintergrund finden keinen richtigen Zugang zu Vereinen“, sagte eine Sprecherin der Stiftung. „Vermutlich liegt es daran, dass die Vereine für junge Migranten nicht attraktiv sind. Man muss die jungen Migranten gezielt ansprechen und Angebote schaffen.“

Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind Jugendliche nach wie vor besonders beim Engagement in Politik und Parteien deutlich unterrepräsentiert. Dagegen habe die Arbeit in Kirchen und Kindergärten in den vergangenen zehn Jahren zugenommen. Immer mehr junge Menschen wollten weg von der Spaßgesellschaft, erläuterte die Sprecherin. „Sie wollen Gutes für sich selbst und die Gemeinschaft tun.“ Das Engagement komme aber auch den Helfern zugute. „Sie wollen sich qualifizieren, dazulernen und einen besseren Zugang zum Beruf bekommen.“