Eiserne Lady von Amerika - Die „U.S.S. Constitution“ in Boston

Boston (dpa/tmn) - In den USA ist die „U.S.S. Constitution“ ein Kultschiff: Die „Old Ironsides“ genannte Fregatte gilt als ältestes, noch in Dienst stehendes Schiff der Welt. Meist liegt sie vertäut im Hafen von Boston und empfängt Touristen.

Die Wartenden holen Schlüsselbunde und Mobiltelefone aus den Taschen. Alles legen sie in Plastikwannen, die in Richtung Durchleuchtungsmaschine verschwinden. „Hosentaschen leer?“, fragt ein Uniformierter. Wie am Flughafen geht es auf Bostons Navy Yard im Stadtteil Charlestown zu - ehemalige Werft, Sperrgebiet der US-Kriegsmarine und zugleich Anziehungspunkt für Touristen.

Wer die im Hafenbecken liegende „U.S.S. Constitution“ betreten möchte, muss auch Warnungen ernst nehmen: Denn wer versucht, Waffen auf das Areal zu schmuggeln, wandert unter Umständen ins Kittchen. 500 000 Besucher gehen jährlich an Bord der beeindruckenden Fregatte, die am 21. Oktober 1797 vom Stapel lief und in den Folgejahren Kriegsgeschichte schrieb. Damit findet immerhin rund ein Zehntel der an Sehenswürdigkeiten interessierten Boston-Besucher den Weg zu der etwas abgelegenen Ex-Werft.

Das verwundert kaum, ist der mächtige Segler in den USA doch eine nationale Ikone, er gilt als Ship of State. Die „U.S.S. Constitution“ gibt immer wieder den Rahmen für offizielle Empfänge. Der Kult um die Fregatte hat Gründe: Zum einen gilt sie als das älteste, noch in Dienst stehende Schiff der Welt. Dass sie immer wieder instand gesetzt wurde, liegt wiederum an ihren Erfolgen bei Seegefechten.

Im 19. Jahrhundert gewann sie Duelle auf hoher See vor allem gegen britische Kriegsschiffe und half, den Nimbus von der Unbesiegbarkeit der Royal Navy zu brechen. Legendär ist ihr Sieg gegen die „HMS Guerriere“ von 1812. Die Kugeln der britischen Fregatte sollen am Rumpf des US-Seglers abgeprallt sein. Das brachte dem Schiff seinen Spitznamen „Old Ironsides“ ein.

Früher waren bis zu 500 Mann Besatzung notwendig, um das Schiff unter Segeln zu navigieren, sagt John Benson. „Heute fährt die "U.S.S. Constitution" nur selten unter eigener Kraft“, fügt der Presseoffizier an Bord des Kult-Seglers hinzu. Das letzte Mal war dies im August 2012 der Fall, 200 Jahre nach dem legendären Sieg. Und davor 1997 nach über 100-jähriger Pause zum runden Geburtstag des Schiffs.

So müssen sich Interessierte damit begnügen, zu bestimmten Anlässen wie dem Nationalfeiertag am 4. Juli an Bord des Schiffes durch den Bostoner Hafen geschleppt zu werden. „Tickets dafür stehen leider nicht zum Verkauf“, sagt Benson. Aber es gibt eine Verlosung auf der Webseite der Fregatte.

Die Mehrheit der Besucher betritt also lediglich das vertäute Schiff. Sobald ein Yard-Mitarbeiter endlich die Absperrtaue aus ihren Haken nimmt, eilen die Besucher über den Platz. Doch bevor es soweit ist, müssen an betriebsamen Tagen selbst die eine halbe Stunde warten, die ohne Führung nur auf das Oberdeck des Schiffes wollen. Länger ausharren muss, wer auch in den Schiffsbauch möchte. Dort bekommen Gäste dann erzählt, wie sich der Sieg gegen die „HMS Guerriere“ zutrug, wie das Schiff konstruiert wurde oder wie der Alltag eines Matrosen aussah.

Im angegliederten „U.S.S. Costitution“-Museum können Besucher ihr Wissen vertiefen. Als das Haus 1976 eröffnete, war das Schiff selbst längst eine Touristenattraktion. Bereits 1931 machte die Fregatte eine dreijährige Schlepp-Tour durch 90 Häfen an den US-Küsten. Dabei empfing „Old Ironsides“ 4,6 Millionen Fans auf ihren Planken.

Information:

Massachusetts Office of Travel & Tourism, 10 Park Plaza, Suite 4510, US-Boston, MA 02116, Tel.: 001/617/973 85 00