Spektakuläre Seilbahn über den Rhein

Die Bundesgartenschau verwandelt die Stadt zur Kulturpromenade — und zu einem idealen Ausflugsziel.

Koblenz. Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Bundesgartenschau und längst ist nicht alles fertig. Die Verantwortlichen sind dennoch zuversichtlich — dank der Handwerker und Gärtner, der Frettchen und Bussarde.

Kraniche kreisen kreischend über dem Deutschen Eck, als wollten sie nachsehen, was am Zusammenfluss von Rhein und Mosel in Koblenz vor sich geht. Hinter dem Kaiser-Standbild bepflanzen Gärtner in der gleißenden Märzsonne Dutzende Beete des umzäunten Blumenhofs. An der Promenade am neu gepflasterten Konrad-Adenauer-Ufer arbeitet ein Bagger. Es ist noch einiges zu tun, bevor sich ab 15. April Besuchermassen durch das klassische Kegelgruppenziel wälzen. Zwei Millionen Blütenfans werden bis zum 16. Oktober zur Bundesgartenschau in Koblenz erwartet. „Koblenz verwandelt“ lautet das Motto — auch sich selbst, wie man sehen kann.

Der Parkplatz vor dem Kurfürstlichen Schloss wurde bereits 2010 unter die Erde gelegt, die Einkaufsstraßen sind aufgehübscht, und im Sommer konnten die Koblenzer die spektakuläre Rheinseilbahn zwischen dem Deutschen Eck und der Festung Ehrenbreitstein testen.

„Es wird eng, aber es wird alles fertig“, sagt Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas, während schräg gegenüber vor der Kastor-Basilika kräftig am Pavillon des Handwerks gezimmert wird. Zwei lange Winter und zwei Hochwasser haben den Zeitplan verhagelt.

Auch die Fauna sabotierte mit: Auf dem Ehrenbreitstein-Plateau haben Rehe die Triebspitzen im Rosengarten abgefressen, im neuen Lennéschen Garten zwischen dem Schloss und den Rheinterrassen knabberten Kaninchen die Stauden an, und vor der frühklassizistischen Residenz machen sich Krähen über die jungen Tulpen her. Inzwischen wurden die Rehe verscheucht, Frettchen und ein Bussard haben die Kaninchen verjagt, nur die Krähen bleiben hartnäckig.

Die Gartenschau bringt bunte Rabatten mitten in die Stadt. In Koblenz avanciert sie zugleich für sieben Monate zum Teil des Unesco-Welterbes Oberes Mittelrheintal und verbindet mit dem Deutschen Eck, dem Schloss und der Festung markante historische Punkte.

„Wir haben uns stärker in der Stadt vernetzt“, erläutert Faas die Besonderheit der Buga in Koblenz. Das Ergebnis sind mehr als 3000 Programmpunkte, vom Jazz-Abend bis zum Feuerwerk „Rhein in Flammen“. Die örtliche Sparkasse schätzt, dass zur Buga rund 500 Millionen Euro investiert wurden, um Stadtbild und Service zu verbessern.

Selbst die Kegelgruppenziele „Biergarten am Deutschen Eck“ und das Weindorf aus Fachwerkhäuschen profitieren vom Schwung der Erneuerung. „Koblenz hat seine Bettenkapazität durch zwei Hotels auf 3815 erhöht“, sagt Bert Flöck, Geschäftsführer der Koblenz Touristik. „Falls die ausgebucht sein sollten, stehen den Gästen allein in den drei unmittelbar angrenzenden Landkreisen weitere fast 19 000 Betten zur Verfügung.“

Dank der Buga wird das bedeutendste Schloss am Mittelrhein, die Lieblingsresidenz der preußischen Kaiserin Augusta, ins Stadtleben integriert. Die Festung Ehrenbreitstein etabliert sich als Ausflugsziel. Das Schloss, heute Behördensitz, glänzt weiß in der Sonne. In seinem Mittelteil wird man auch über die Gartenschau hinaus Kaffee trinken und auf den Rhein schauen können. Rheinseitig wurde das lange Zeit vermüllte Gelände wieder nach alten Stichen so terrassiert, wie es der legendäre Gartengestalter Peter Joseph Lenné einst für Kaiserin Augusta entworfen hatte. Die 100 Meter breite Stufenanlage hinter der Preußischen Mauer führt erstmals direkt zum Wasser.

Neben dem Ludwig Museum am Deutschen Eck und auf der Rückseite der romanischen Kastor-Basilika führt die Seilbahn in vier Minuten über den Rhein auf die Festung Ehrenbreitstein. Der Blick aus der Gondel über Rhein, Mosel und die Hocheifel ist herrlich — ebenso wie von der Aussichtsplattform auf den neuen Landschaftspark aus. Gemäß einer Übereinkunft mit der Unesco wird die Seilbahn nach drei Jahren abgebaut, um den Welterbestatus nicht zu gefährden.

Doch auch dann muss man sich nicht mit Auto oder Bus durch verstopfte Straßen quälen, um im 27 Hektar großen Park auf dem Felsensporn zu flanieren. Ein Aufzug wird noch während der Buga anstelle eines alten Sessellifts seinen Dienst aufnehmen.

Das Einzigartige dieser Schau soll die Verknüpfung von Pflanzenpracht, moderner Gartengestaltung und des reichen Erbes eines der ältesten Kulturräume Europas sein. Die drei Blumenhallen am Rande des neuen Parks werden gerade mit Orchideen, fleischfressenden Pflanzen und anderen Gewächsen bestückt. In den Festungshöfen zeigt das Land mit Themengärten um Wein, Heilwasser und Basalt die „Schätze der Region“. Und auf den Dächern kann man in „Zeitgärten“ von der frühen Ackerbaukultur bis in die 50er Jahre wandeln.