Tamiko lebte fünf Jahre in Düsseldorf
Düsseldorf. Mit Tamiko, meiner Begleiterin, habe ich das große Los gezogen. Jeden Morgen holt sie mich gut gelaunt und superpünktlich ab — am ersten Tag in schwarzer Hose, weißer Bluse und rotem Kurzmantel.
Doch meine eher lässige Kleidung entgeht ihr nicht.
Als höfliche Japanerin trägt sie beim nächsten Treffen Jeans, flache Schuhe und ein buntes Jäckchen. „Das ist ja auch bequemer,“ lächelt sie. Ihre große Kamera hat sie immer dabei.
Wir verstehen uns auf Anhieb und wechseln bald vom Sie aufs Du. Sie nennt mich Ulla-San, ich sage Tamiko-San. San ist der übliche höfliche Namenszusatz. „Tamiko bedeutet sehr schönes Mädchen,“ beantwortet sie meine Frage leicht verlegen.
Muss sie nicht sein. Dass sie zwei schon verheiratete Kinder hat, sieht man der schlanken Frau nicht an.
Ihr Deutsch ist erstaunlich. Zunächst hat sie Germanistik an der Sophia Universität studiert, einer der besten Privat-Unis in Tokio. Gegründet wurde diese 1910 vom Jesuiten Hermann Hoffmann (geboren 1864 in Elberfeld) und 1928 staatlich anerkannt. In den 50er Jahren finanzierte das Erzbistum Köln den Erweiterungsbau.
In den Siebzigern verbrachte Tamiko mit Familie drei Jahre in San Francisco. Von 1990 bis 1994 hat sie in Düsseldorf gelebt.
Seit 1995, wieder daheim, arbeitet sie als Dolmetscherin und Reiseführerin und begleitet Gäste durch ganz Japan.
Geboren ist sie im Stadtteil Bunkyoku, einer guten Wohngegend mit staatlichen und privaten Universitäten, darunter die Nr. 1, die Tokyo University.