Städtereisen Schaufenster zur Arktis: Tromsø in Norwegen

Tromsø · 344 Kilometer nördlich des Polarkreises: Tromsø ist die nördlichste Uni-Stadt der Welt. Wo einst Arktisforscher ablegten, reicht das touristische Spektrum vom Polarmuseum bis zum Fischkutter mit Spa.

Schaufenster zur Arktis: Tromsø in Norwegen
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Tromsø mag abgelegen sein, auf seinem Inselchen 344 Kilometer nördlich des Polarkreises. Doch im 19. Jahrhundert schwärmten Reisende vom Paris des Nordens. Fein gekleidete Herrschaften flanierten damals an prächtigen Bürgerhäusern vorbei. Ihren Wohlstand verdankten sie dem Hafen, wo Handelsschiffe Fisch und Tran luden.

Heute trägt man in Tromsø eher Funktionsjacke. Wanderer und Skitourengeher fliegen ein, um die Berge auf der nahen Insel Senja oder in den Lyngenalpen zu besteigen, immerhin bis gut 1800 Meter hoch. Kajaker paddeln durch den Sommarøy-Archipel. Und zur Hauptsaison im Winter reisen besonders Touristen aus Ostasien an, um Polarlichter und Wale zu sehen und auf Hundeschlitten durch den Schnee zu gleiten.

Und Tromsø jenseits der Wintersaison? Ebenfalls ein reizvolles Städtereiseziel - zumal gegen Mitte Mai der Polartag näherrückt, die Zeit, in der die Sonne nicht untergeht. Empfehlungen in drei Kapiteln:

Kultur: Tromsøs Museen sind Schaufenster in die Arktis

Das Polarmuseet in einem historischen Holzhaus am Hafen ist altmodisch, aber die Fotos, Exponate und Anekdoten der Polarexpeditionen von Fridtjof Nansen und Roald Amundsen faszinieren bis heute. Und die Ausstellung zu den Jägern, die auf Spitzbergen überwinterten und dort Rentiere, Robben, Polarfüchse und Eisbären erlegten, spart kein blutiges Detail aus.

Weitaus mehr als ein Museum ist das arktische Erlebniszentrum Polaria, dessen Fassade gestrandete Eisschollen imitiert. Ende 2023 wurde die Ausstellung gemäß frischer Erkenntnisse über den Klimawandel erneuert. Zu sehen sind etwa das Gebiss eines Grönlandhais und ein Seeschmetterling, dessen Kalkgehäuse sich im saurer werdenden Meer auflöst.

Im Panorama-Kino mit gebogener Leinwand laufen Dokus über Polarlichter und den Archipel Spitzbergen. In einem offenen Becken leben Fische nordischer Arten wie Gefleckter Seewolf und Heilbutt, in Aquarien Seesterne oder durchscheinende Ohrenquallen. Und durch Glaswände sieht man, wie Bartrobben und Seehunde durchs grüne Wasser jagen und Pirouetten drehen. Der Höhepunkt ist ihre Fütterung.

Gastronomie: Nordisches Bier und Zocken als Nachspeise

Ebenfalls ein Wahrzeichen ist der älteste Kiosk der Stadt an der frisch gepflasterten Storgata, der Flanierstraße hinter dem Hafen, „Raketten“ heißt er. 1911 eröffnete ihn die damals 18-jährige Margit Løkke, ein Vierteljahrhundert lang verkaufte sie aus dem hölzernen Mini-Pavillon Zeitungen, Tabak und Obst.

Der Kiosk überstand eine Feuersbrunst, in der Dutzende Häuser ringsum niederbrannten. So erzählt es Siri Therese Lier, 51, die ehemalige Stadtführerin und heutige Besitzerin des „Raketten“. Lier möchte die berühmte Snackbude genau so erhalten, wie sie früher aussah. Im Winter verkauft sie an manchen Tagen 350 Hotdogs, die Kunden warten dann eine Stunde in der Schlange.

Wie bei den Vereinten Nationen gehe es dann zu, sagt Lier: „Leute aus aller Welt unterhalten sich.“ Ihr Bestseller ist mit Wurst aus Rentier- und Schweinefleisch, es gibt aber auch eine vegane Variante.

Wen der Heißhunger heimsucht, der bestellt im winzigen Restaurant „Burgr“ leckere Hamburger-Kreationen mit Namen wie Super Mario. Eine Wand ist mit Postern von Nintendo- und Atari-Spielepostern tapeziert, auf dem C64 daneben kann man mit Joystick ein Uralt-Spiel zocken. Feinste Videospiel-Nostalgie für die Generationen X und Y im hohen Norden.

Natürlich gibt es ausgezeichnete Fischrestaurants in Tromsø, man muss sie sich nur leisten können. Günstiger sind Fischsuppe oder Fish and Chips im „Dragøy“, einem Laden im Kystens Mathus mit der schwarzen Fassade. Draußen sitzt man direkt am Hafenbecken.

Und wer nach dem Essen Koffein zu sich nehmen möchte, dem bietet das „Kaffebønna“, ältestes Espresso-Café der Stadt am Hauptplatz Stortorget, ortstypische Gelegenheit dazu. Die passenden Zimtschnecken gibt es in der angegliederten Bäckerei. Von den Tischen im Freien hat man Blick auf den Hafen, die geschwungene Stelzenbrücke sowie die Eismeerkathedrale am anderen Ufer mit ihrer Glasfront und dem weißen, gestuften Dach. Sie ist Wahrzeichen der Stadt.Auch Bierdurst kann man bekommen. Die Brauerei Mack, eine der nördlichsten der Welt, wurde 1877 vom Deutschen Ludwig Mack gegründet. In der angeschlossenen Kneipe „Ølhallen“ mit Backsteinwänden und Holzgewölbe, historischen Fotos und ausgestopftem Eisbär sind an der Tafel 72 Biere angeschrieben. Führungen werden ebenso angeboten wie Brauseminare, das Versprechen lautet: „Am Ende des Kurses verfügen Sie über genügend Wissen, um Ihr eigenes Bier zu brauen.“

Outdoor: Wandern, paddeln und saunieren auf dem Fischerboot

Zum Verdauen und die Aussicht auf die ganze Stadt steigt man am besten auf den Hausberg Tromsøs. Über die 1.300 Steinstufen der Sherpa-Treppe geht es steil hinauf zur Bergstation des Storsteinen auf 421 Metern. Alternativ nimmt man die Seilbahn Fjellheisen. Tromsø, die Fjorde bis zu den Bergketten am Horizont - alles liegt einem auf der Terrasse der Bergstation zu Füßen.

Wer den verschlungenen Trampelpfaden im Wiesenhang bergauf folgt, wandert eine halbe Stunde zum nächsten Gipfel. Der Fløya bietet noch schönere Fernblicke. Oben trifft man Mountainbiker. Sie kämen oft hier hoch, erzählen sie, als Feierabendrunde. Beneidenswert.

Ist man nach dem Radeln oder Bergwandern verschwitzt, sollte man es sich dennoch gut überlegen, ob die Telegrafbukta zur Abkühlung dienen sollte. Selbst im August, auch in Tromsø der wärmste Monat des Jahres, wird das Wasser der beliebten Bucht im Südwesten der Stadt nicht wärmer als gut zehn Grad, im Mai sind die Temperaturen noch einstellig.

Doch der Anblick der Bucht, erreichbar mit dem Bus 33 oder zu Fuß ab dem Zentrum nach gut drei Kilometern Marsch, ist immer schön. Das Meer ist klar, schimmert türkis. Jenseits des Fjords die ganzjährig schneebedeckten Berge. Studenten spielen Beachvolleyball, Tromsø ist nördlichste Universitätsstadt der Welt. Im Birkenhain dahinter grillen Familien.Ein besonderes Erlebnis ist die Zeit der Mitternachtssonne, wenn zwischen 20. Mai und 22. Juli die Sonne nicht untergeht. Dann sind die Menschen voller Energie, es wird bis tief in die Nacht geradelt, gewandert, gepicknickt.

Oder rausgefahren auf den Fjord im schwimmenden Spa: Auf dem früheren Fischerboot „Vulkana“, mit dem die Betreiber auf Anfrage auch Mitternachtstouren unternehmen, gibt es eine Sauna mit Panorama-Fenster, einen Hammam mit Kaltbecken und einen holzbefeuerten Whirlpool an Deck.

Links, Tipps, Praktisches:

Reiseziel: Tromsø liegt im Norden Norwegens auf dem 69. Breitengrad.

Reisezeit: Noch bis in den April lassen sich je nach Wetterlage Nordlichter sehen, dann erst ab September wieder. Der Polartag, wenn die Sonne nicht mehr untergeht, bricht am 20. Mai an und dauert bis 22. Juli. In den Wochen um die Sommersonnenwende am 21. Juni gibt es Konzerte, Festivals und einen Mitternachtsmarathon. An der Telegrafbukta steigt Mitte Juli unter dem Motto „Rock, Bier und Sea Food“ das Bukta Open Air Festival.

Anreise: Von mehreren deutschen Städten aus gibt es Direktflüge nach Tromsø.

Einreise und unterwegs vor Ort: Es genügt der Personalausweis. Wer ein Auto mieten will, sollte den Reisepass vorlegen können. Man gelangt aber auch per Bus problemlos vom Flughafen in die Innenstadt sowie zur Telegrafbukta und zur Talstation der Seilbahn Fjellheisen. Das One-Way-Ticket kostet umgerechnet gut 30 Euro, zwischen 6 und 17 Jahren gut 14 Euro.

Unterkunft: In Tromsø findet man Hotels in allen Kategorien, für Wohnmobile gibt es Stellplätze am Hafen und einen Campingplatz ( tromsolodgeandcamping.no) hinter der Eismeerkathedrale (Eintritt umgerechnet knapp 7 Euro, unter 12 Jahren frei) im Stadtteil Tromsdalen.

Museen: Das Polarmuseet kostet ungerechnet 10,40 Euro Eintritt, unter 18 Jahren zahlt man nichts. Im Polaria zahlt man 25,50 Euro, zwischen 3 und 15 Jahren 13 Euro.

Essen und Trinken: Der Kiosk Raketten hat eine Facebook-Seite, auch das „ Kaffebønna“. Das Restaurant „Burgr“ eine Website, ebenso das „ Dragøy“ im Kystens Mathus und die Mack-Brauerei.

Welness: Das Spa-Angebot an Bord der „Vulkana“ kostet ab knapp 60 Euro.

Währung: Ein Euro entspricht 11,5 Norwegischen Kronen (Stand: 13.03.2025)

Weitere Auskünfte: visittromso.no; visitnorway.de

© dpa-infocom, dpa:250325-930-414381/1

(dpa)