Umweltzentrum: Wo die Natur zu Hause ist
Seit 20 Jahren lernen Schüler am Talring ihre Umwelt kennen. Der Geburtstag wird am 29. Mai gefeiert.
Krefeld. So ein Pizzateig kann ganz schön widerspenstig sein. Mühsam rollen die Schüler der Konrad-Görtz-Schule ihr angehendes Mittagessen per Nudelholz zu einem Fladen. „Können wir den nicht annageln?“, witzelt einer, als der Teig wieder zurückschnellt. Der Lehrer heizt derweil den gemauerten Steinofen an. Der Solarofen bleibt heute dagegen mal kalt.
Nur eine der vielfältigen Möglichkeiten, die das Krefelder Umweltzentrum bietet. Entsprechend tummeln sich an diesem sonnigen Frühlingsmorgen gleich mehrere Schul- und Kindergartengruppen auf dem 20 Hektar großen Gelände. Es wird gebastelt, andere gehen auf Frosch-Pirsch, wieder andere beschäftigen sich mit der Steinzeit. Selbst Erzieherinnen lassen sich hier gerade weiterbilden.
„Der Schwerpunkt liegt auf Angeboten für Kinder und Jugendliche“, erklärt Volker Bahr, Leiter des Umweltzentrums. Doch auch für Erwachsene gebe es Programme. Ziel ist es, den Kindern die Natur näher zu bringen. „Wir vermitteln aber auch wichtige Umweltthemen rund um Klimaschutz, fairen Handel, Energie und Abfall.“ Und das seit nunmehr 20 Jahren.
Startete das Projekt damals noch mit gerade mal etwa 60 Schulklassen im Jahr, sind es heute rund 450. „Anmeldungen gibt es aber um die 1000“, bedauert Bahr, dass so viele abgewiesen werden müssen. Ein ausgeklügeltes Anmeldeverfahren stelle aber sicher, dass es dabei gerecht zugehe. Die Beliebtheit zeigt sich auch in Befragungen aus den vergangenen Jahren. „Da sind wir bestens weggekommen“, freut sich Bahr.
Dass dies so bleibt, dafür sorgen gerade Christoph Uehlenbruck und „unsere letzten Zivis“. Sie hämmern und sägen an einem Holzhäuschen, das sich hinter Birken im hinteren Bereich des Geländes verbirgt. „Morgen werden hier schon die ersten Bienen fliegen“, verrät Uehlenbruck die künftige Attraktion des UZ. Der Landschaftsgärtner ist einer der beiden Hauptamtlichen der Einrichtung und seit 20 Jahren Hobbyimker. Vier Völker will er hier ansiedeln, eins davon sollen die Kinder auch im Stock über Sichtfenster beobachten können.
Wie hier sind über die Jahre immer wieder neue Erlebnisorte auf dem alten Zementwerk-Gelände entstanden. „Es gab nie ein wirkliches Konzept“, berichtet Bahr. Was sich als Vorteil entpuppt hat. „So konnten wir das Areal organisch für unsere Anforderungen entwickeln.“ Highlights wie der Sinnesgarten mit seinem Barfußpfad und dem Klangbaum, der Obstgarten mit seinen heimischen Sorten, der Tümpel mit den diversen Molchen sind so entstanden. Manche sind auch wieder verschwunden wie das Gewächshaus. „Das ist ständig beschädigt worden“, weist Bahr auf ein Ärgernis hin. Denn immer wieder gebe es Probleme mit Vandalismus.
Grundsätzlich begrüßt er es aber, dass das Gelände auch am Wochenende ein beliebtes Ausflugsziel ist — ein ständig verfügbares Naturerlebnis für Familien aus der City. Es sei der Stadt Krefeld hoch anzurechnen, dass sie sich diese Einrichtung überhaupt leiste. „In ganz NRW gibt es nur ganz wenige vergleichbare Angebote“, hebt Bahr hervor.