Bayer Leverkusen "Werkself" stolpert bei Jubiläums-Feier
Leverkusen · 40 Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg reicht es gegen Schalke nur zu einem 1:1. Die Champions League ist aber weiter möglich.
Die Choreographie der Fans spannte dem Anlass entsprechend diesmal sogar Teile der Gegengeraden ein. Vor fast auf den Tag genau 40 Jahren hatte der TSV Bayer 04 Leverkusen den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Am 13. Mai 1979 reichte dazu ein 3:3 gegen "Werksbruder" Bayer 05 Uerdingen. Die Party kam seinerzeit allerdings erst sehr spät auf Touren. Durch einen gewissen Friedhelm Funkel mit zwei Treffern sowie Franz Raschid hieß es zunächst 0:3, doch Klaus Bruckmann und zweimal Mathias Brücken sorgten dann schließlich noch für das benötigte Unentschieden.
Damals weilten 15 000 Zuschauer im Ulrich-Haberland-Stadion. Am Samstag waren es in der schmucken BayArena zwar doppelt so viele, auch sie aber bekamen ein Unentschieden zu sehen. Was dieses 1:1 (1:0) gegen den FC Schalke 04 jedoch wert ist, wird sich erst in einer Woche nach dem letzten Spieltag dieser Saison zu erkennen geben. "Heute sind wir sehr enttäuscht. Über das Ergebnis, über unsere schwache zweite Halbzeit. Gegen den Tabellen-15. sollten wir zu Hause eigentlich gewinnen. Aber noch ist alles drin, das habe ich meinen Spielern nach dem Abpfiff in der Kabine auch sofort gesagt", erklärte Trainer Peter Bosz.
Leverkusens Legenden sehen zwei unterschiedliche Halbzeiten
Den Sprung auf den zur Teilnahme an der Champions League berechtigenden vierten Platz hat die "Werkself" für's erste verpasst. Sicher ist hingegen Platz sieben, der zumindest den über drei Runden führenden Qualifikations-Marathon für die Europa-League bedeutet. Wegen der recht deutlich besseren Tordifferenz gegenüber dem VfL Wolfsburg sollte aber sogar das direkte Erreichen der Gruppenphase bereits geschafft sein. "Das war das erste Ziel", sagte Bosz und Sportdirektor Rudi Völler meinte: "Die Chance auf Platz vier ist immer noch gut, wenn wir unsere Aufgabe bei Hertha BSC Berlin lösen."
Dafür braucht es in der Hauptstadt allerdings wieder mehr als nur eine gute Halbzeit wie die gegen Schalke. Unter den Augen von Aufstiegstrainer Willibert Kremer, seiner Führungskräfte Jürgen Gelsdorf und Thomas Hörster sowie anderen Spieler-Legenden wie Ulf Kirsten, Bernd Schneider oder Zé Roberto schienen die drei Punkte nach 45 Minuten nämlich ziemlich sicher zu sein.
Doch für den Aufwand, den die in Retro-Trikots von 1979 kombinierende "Werkself" betrieb, sollte sich der Treffer von Kai Havertz zum 1:0 in der 31. Minute später als zu wenig erweisen.
Völler und Bosz suchen die Schuld beim Schiedsrichter - zu Unrecht
"Nach der Pause haben wir das Spiel nicht mehr richtig im Griff gehabt. Das lag aber weniger an einer Verunsicherung ob des Resultates als eher an der unklaren Spielleitung", sagte Jonathan Tah. Der Verteidiger suchte die Schuld zwar dezenter, aber ebenso beim Schiedsrichter wie seine Bosse. "Herr Aytekin hat sich heute entschieden, nur für Schalke Elfmeter zu geben", polterte Rudi Völler und Peter Bosz meinte wenn auch mit einer Prise Selbst-Ironie: "Der Schiedsrichter hat sich in der zweiten Halbzeit unserem Niveau angepasst."
Ein versuchtes Ablenkungsmanöver, um den Leistungs-Einbruch nach der Pause zu erklären. Zwar bemüßigte Deniz Aytekin gleich dreimal den Video-Beweis, traf danach jedoch dreimal die richtige Entscheidung. Burgstaller stand bei seinem 1:1 (47.) nicht im Abseits und der von Hradecky gehaltene Elfmeter nach Foul von Volland an McKennie (53.) war vertretbar. Zudem profitierte die "Werkself" vom Video-Beweis, als Aytekin den schon gepfiffenen Strafstoß nach einem Zweikampf zwischen Wendell und Embolo (71.) korrekterweise wieder zurücknahm.
Baumgartlingers Faller im Schalker Strafraum sechs Minuten später war Aytekin dann schon mit bloßem Auge zu Recht zu plump. "Solche Elfmeter will der Fußball nicht", sagte Aytekin. Der 40-Jährige stellte sich auf angenehme Art den Medien-Vertretern und erklärte: "Das war sehr schwer heute. Die ganze Saison habe ich den Video-Beweis nicht benötigt, nun gleich drei Mal in einem Spiel. Ich glaube aber, alles richtig gemacht zu haben." Falsch war auf jeden Fall nichts und so blieb zumindest Elfmeter-Held Lukas Hradecky seriös. "Wir haben heute nicht so sauber gespielt, also entscheidet sich eben alles erst am letzten Spieltag."
Spielerbewertung Leverkusen
Hradecky (1,5), Tah (4,5), Sven Bender (2,5), Wendell (3,5), Baumgartlinger (3,5), Aranguiz (3), Lars Bender (4), Havertz (2,5), Brandt (3,5), Volland (4), Alario (4,5), Weiser (3)
TSV Bayer 04 Leverkusen - FC Schalke 04 1:1 (1:0)
Leverkusen: Hradecky - Tah, Sven Bender, Wendell - Baumgartlinger (ab 84. Kohr), Aranguiz - Lars Bender (ab 46. Weiser), Havertz, Brandt, Volland - Alario (ab 76. Paulinho)
Schalke: Nübel - McKennie, Stambouli, Nastasic - Mascarell - Caligiuri, Oczipka - Rudy, Boujellab - Burgstaller (ab 95. Teuchert), Embolo (ab 80. Matondo)
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Zuschauer: 30 210 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Havertz (31. / Brandt); 1:1 Burgstaller (47. / Boujellab)
Besonderes: Hradecky hält Foulelfmeter von Caligiuri (53. / Volland an McKennie)
Gelbe Karten: Baumgartlinger (LEV/34.); Volland (LEV/52.), Nübel (Schalke/68.)