Der Lernprozess des Königs
Borussias Führung besucht die Mannschaft im Trainingslager und spricht über den langen Weg zurück an die Spitze der Liga.
Saalfelden. Im Trainingslager in Saalfelden gibt sich Rolf Königs alles andere als unnahbar. Der Präsident von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach nimmt sich Zeit für die mitgereisten Fans, schreibt Autogramme, ist für alle Fragen offen.
Anzug, Hemd, Krawatte und Designer-Schuhe hat Königs im Koffer gelassen, der Unternehmer trägt in Österreich meist Trainingsanzug und Turnschuhe. Auch von Amtsmüdigkeit ist beim Borussen-Boss nichts zu spüren. "Über Rücktritt habe ich nie nachgedacht, das ist überhaupt kein Thema gewesen", sagt Königs im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Kritik und Anfeindungen auf der Jahreshauptversammlung im Juni hätte er zwar in dieser Form nicht erwartet, die Situation vielleicht auch ein wenig unterschätzt, aber zusammen mit den Präsidiumskollegen Bonhof und Söllner habe er die Ereignisse aufgearbeitet. Damit sei das Thema auch abgehakt.
Er habe aber einen Lernprozess seit seinem Amtsantritt durchlebt, gesteht Königs. Er wisse jetzt, wie schwer es ist, einen Erstligisten in der Spitze zu etablieren. "Die Abstände in der Bundesliga werden immer größer. Bis nach oben ist es eine lange Ochsentour, das hatten wir uns auch anders vorgestellt", sagt Königs.
Und von den Top Ten der Liga sei die Borussia noch ein ganzes Stück entfernt - sportlich und wirtschaftlich. "Ohne internationale Spiele ist es ganz schwer, in diese Gruppe vorzustoßen. Letztendlich ist alles eine Etatfrage", behauptet Siegfried Söllner.
Deshalb könne für die kommende Saison auch nur ein Ziel ausgegeben werden: Ohne Zittern den Klassenerhalt schaffen. "Borussia ist ein großer Verein, der im Moment eine Schwächeperiode durchlebt", sagt Rainer Bonhof. Diese Phase wolle man so schnell wie möglich überwinden, müsse sich aber auch in Geduld üben. "Der Junge"- gemeint ist Cheftrainer Michael Frontzeck- "wird das schon machen", sagt Königs, der auch voll des Lobes über die Arbeit von Sportdirektor Max Eberl ist.
"Was der Eberl macht, hat Hand und Fuß, sein Konzept passt zu Borussia. Er hat bereits als Jugendkoordinator exzellente Arbeit abgeliefert", sagt Königs. Die Borussia sei voll vermarktet, fast alle Business-Plätze und Logen seien vergeben, der Verein könne zudem auch auf dem Transfermarkt noch etwas bewegen: "Wir haben Reserven." Eins könne die Borussia aber nicht: 10, 20 oder 30 Millionen Euro Ablöse für einen neuen Spieler ausgeben.