DFB-Pokal: Millionengeschäft oder das Ende aller Träume
Die Borussia erwartet am Dienstag den MSV Duisburg zum Zweitrunden-Duell.
Mönchengladbach. Kein anderer im Trainer- und Spielerstab von Borussia Mönchengladbach verkörpert die ganze Bandbreite der Faszination DFB-Pokal wie Uwe Kamps.
Tränen und Triumphe, Freudengesang und tiefe Niedergeschlagenheit - der Torwarttrainer der Borussia hat in seiner aktiven Zeit auf diesem Terrain ein Wechselbad der Gefühle durchgemacht. Mit allen Facetten, mit Höhen und Tiefen.
"Es gibt nichts, was ich auf diesem Gebiet erlebt oder versäumt habe. Es war alles drin", sagt Kamps, der 2005 seine Karriere beendet hat und seitdem als Torwarttrainer der Gladbacher fungiert.
Besonders ungern erinnert er sich dabei wohl an den Pokal-K.o. im Endspiel 1992. Als klarer Favorit ins Rennen gegangen, versagten die Borussen gegen Hannover 96 kläglich - erneut im Elfmeterschießen. Erst 1995 war der dritte Pokal-Triumph nach 1960 und 1973 perfekt - 3:0 gegen den VfL Wolfsburg mit Martin Dahlin, Heiko Herrlich und Stefan Effenberg als Torschützen. "Das war eine tolle Mannschaft damals", erinnert sich Kamps.
Am Dienstag Abend wollen sich die Borussen dem Berliner Olympiastadion, seit 1985 Schauplatz der Finalspiele, ein weiteres Stück nähern. In der zweiten Runde ist der MSV Duisburg (Anstoß 19.00 Uhr) im Borussia-Park zu Gast. Nicht nur Gladbachs Vizepräsident Siegfried Söllner hofft auf einen tollen Pokal-Abend und den Einzug in die nächste Runde. "Das ist unser Ziel. Wir haben eine gute Chance, wissen aber auch, dass eine einzige Niederlage das Ende aller Träume bedeutet."
Jetzt ist es ja nicht so, dass nur Uwe Kamps Pokalgeschichten erlebt hat. Immerhin haben im 27-köpfigen Kader des VfL sechs Profis schon schon einmal den nationalen Pokal gewonnen, darunter einer, der die knapp 60 Zentimeter große, mit Bergkristallen und Turmalinen besetzte Trophäe des Deutschen Fußball-Bundes in die Luft gereckt hat. Paul Stalteri, damals in Diensten des SV Werder, ließ sich 2004 auf dem Rathausplatz von Bremen feiern.
Rob Friend war 2005 mit dem norwegischen Klub Molde FK "Cupmester", Christofer Heimeroth feierte 2002 als 20-Jähriger mit Schalke den Pokalsieg, gehörte allerdings nicht zum Kader, und "Bekerwinnaar" Filip Daems war 1999 mit dem belgischen Team von Lierse SK erfolgreich. Das Sextett komplettieren als "Vainqueur des la coupe" Jean-Sebastien Jaures (2003 und 2005 mit AJ Auxerre) sowie der Israeli Gal Alberman, der erst im vorigen Jahr mit Beitar Jerusalem triumphierte, zudem noch Meister wurde, ehe er in den Borussia-Park wechselte.
Wie sich die Pokalgeschichte bei Borussia in dieser Saison entwickelt, bleibt abzuwarten. Was feststeht ist, dass der VfL neben Zuschauereinnahmen vom DFB für die zweite Runde eine Fixsumme von 237000 Euro erhält. Im günstigsten Fall kämen vier Millionen Euro hinzu. Dann wäre Gladbach am 15. Mai 2010 zum vierten Mal DFB-Pokalsieger. "Ein bisschen träumen darf man doch ruhig", sagt Uwe Kamps.