Die Stimmung kippt

Borussia Mönchengladbach verliert 0:1 gegen Dortmund und muss sich einem gellenden Pfeifkonzert aussetzen.

Mönchengladbach. Tobias Levels ist in diesem Augenblick der einsamste Mann im Stadion. Während der Kapitän von Borussia Mönchengladbach nach dem frustrierenden 0:1 gegen die Namenscousine aus Dortmund Verantwortung übernimmt und als einziger den Kontakt mit der Fankurve sucht, lassen ihn seine Mannschaftskameraden im Stich. Sie wollen sich die Schmach ersparen.

Doch die gellenden Pfiffe sind unüberhörbar, die Stimmung am Samstagabend im Borussia-Park ist an einem Tiefpunkt angelangt und das Szenario an der Nordkurve trauriger Abschluss eines aus Gladbacher Sicht enttäuschenden Fußball-Abends.

"Wir haben die Unbekümmertheit und die Sicherheit, die uns zu Saisonbeginn auszeichneten, verloren und sind im Abstiegskampf angekommen. Dort, wo wir nicht mehr hinwollten", sagte Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl und brachte den Ernst der Lage nach der vierten Bundesliga-Niederlage in Folge auf den Punkt.

Michael Frontzeck wirkte angesichts des erneuten Debakels vor heimischem Publikum nervös und gereizt. Auf die Frage, warum seine Mannschaft auf der Zielgeraden nicht die letzten Kräfte habe mobilisieren können, antwortete der Cheftrainer barsch: "Das sehe ich anders."

In einer über weite Strecken spielerisch bescheidenen Begegnung, in der niemand und zu keiner Zeit das Heft in die Hand nehmen wollte, sorgte eine Einzelleistung des argentinischen "Welttorjägers" Lucas Barrios für die Entscheidung. Der Dortmunder spurtete nach seinem ersten Ligator in Richtung Trainerbank, wo Cheftrainer Jürgen Klopp seine Arme bereits weit geöffnet hatte.

"Das Tor ist eine Befreiung für mich", jubelte der Südamerikaner nach dem Spiel, und Teamkamerad Patrick Owomoyela ergänzte: "Wir haben gewiss schon besser gespielt, brauchen uns aber nicht zu schämen. Die drei Punkte gehören uns, nur das zählt." Es war der zweite Saisonsieg nach sechs sieglosen Spielen in Folge der Dortmunder.

Bei Borussia Mönchengladbach herrscht Tristesse, und die Reaktionen auf den jähen Absturz nach vielversprechendem Start fallen mehr denn je einsilbig aus. "Wir stellen uns der Situation mit aller Macht und müssen in allen Bereichen zulegen" (Frontzeck), "Wir spielen nicht mehr so befreit" (Torben Marx). "Das Selbstbewusstsein ist verloren gegangen." (Paul Stalteri).

In einem sind sich die Gladbacher durchweg einig: Die 2:4-Niederlage gegen Hoffenheim nach einer 2:1 Führung bis zur 85. Minute war der Knackpunkt - und der Beginn des Abwärtstrends der Niederrhein-Elf. Angesichts der kommenden Partien beim Deutschen Meister in Wolfsburg und gegen den ewigen Rivalen 1. FC Köln könnte sich die Lage für Michael Frontzeck und sein Kollektiv im Oktober zuspitzen. "Wir müssen trainieren, uns zusammenraufen und noch mehr Kampfkraft und Siegeswillen in die Waagschale werfen", sagt Kapitän Tobias Levels - nicht zuletzt auch, um bei den Fans wieder Boden gutzumachen.