Gladbach bastelt intensiv an der Zukunft
Mönchengladbach (dpa) - Trainer Lucien Favre lächelte, verriet aber nichts. Max Eberl sei unterwegs, hieß es bei der Pressekonferenz von Borussia Mönchengladbach vor dem Rückrunden-Auftaktspiel gegen den FC Bayern München lediglich.
Favre wusste wohl, in welcher Mission sein Sportdirektor auf Tour war. Die Vermutung lag nahe: Eberl treibt die personellen Planungen für die Spielzeit 2014/2015 intensiv voran.
Dabei hat die Antwort auf eine Frage Vorrang: Wer wird Marc-André ter Stegen im Tor beerben? Am 6. Januar gab der „ewige Borusse“, der seit fast 17 Jahren am Niederrhein spielt, unter Tränen seine Entscheidung bekannt, dass er seinen im Juni 2015 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Sein Wechsel schon in diesem Sommer, wohl zum FC Barcelona, ist programmiert. So kann die Borussia zumindest noch eine erkleckliche Ablösesumme einnehmen.
Favre hielt sich erneut sehr bedeckt, wollte das Thema ter-Stegen-Nachfolge eigentlich nicht mehr kommentieren. Dann aber sagte er doch, dass es „mehrere Lösungen“ geben könnte: „In Deutschland oder auch im Ausland.“ Freiburgs Oliver Baumann, Yann Sommer vom FC Basel, der Frankfurter Kevin Trapp - unter anderem diese Namen werden medial heftig diskutiert.
Selbst Pep Guardiola weiß, dass die Borussen einen Top-Mann womöglich ganz schnell ersetzen müssen. „Super, super, super Torwart. Wir haben den besten, aber ter Stegen ist einer der besten Torhüter in der Welt“, sagte der Bayern-Coach vor dem Auftritt im Borussia-Park über das große Talent vom Niederrhein und seine eigene Nummer eins, Nationalkeeper Manuel Neuer.
Ter Stegens Noch-Kollege Martin Stranzl macht sich aktuell keine negativen Gedanken über den 21-Jährigen: „Er ist genauso konzentriert wie immer“, sagte Stranzl dem TV-Sender Sky. Und empörte Reaktionen der Borussia-Fans muss der in Mönchengladbach überaus geschätzte ter Stegen auch nicht fürchten. „Alle lieben Marc“, stellte Favre nach dem 2:0 im Test beim Zweitligisten VfL Bochum gelassen fest. Und auch im Trainingslager in der Türkei hatten sich Anhänger klar zu ihrem Liebling bekannt: „Danke, MaTS“, war auf einem Plakat zu lesen.
Für die Millionen, die ein vorzeitiger Wechsel bringen würde, kann Eberl mehr als nur einen neuen Profi holen. Handeln muss er ohnehin. Denn Kontrakte mit anderen Spielern wie Stranzl, Filip Daems, Roel Brouwers oder Juan Arango laufen in diesem Sommer aus. Dass der für rund zwölf Millionen teuerste Einkauf der Borussen, der Niederländer Luuk de Jong, schon jetzt vor dem Weggang steht, ist ziemlich gewiss.
Favre sagt offen, was er sich in Zukunft wünscht: „Wir brauchen erfahrene Spieler.“ Das internationale Geschäft winkt, da sind routinierte Profis in der Hennes-Weisweiler-Allee willkommen. Was generell fehlt, um ein absolutes Top-Team zu formen, sind laut Favre „die Zeit und ein wenig Geld“.
Der Schweizer selbst ist einer der zentralen Figuren in allen Überlegungen am Niederrhein. Als er die Borussia im Februar 2011 übernahm, stand das Team vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit. Es folgte ein kleines Fußball-Wunder: Über die Relegation gegen Bochum gelang die Rettung. Ein Jahr danach wurden Favre und Co. Bundesliga-Vierter. Da wundert es niemanden, dass die Verantwortlichen den Chefcoach über die Vertragslaufzeit (30. Juni 2015) hinaus halten wollen.