Meyers Baustellen im Park
Auf den neuen Cheftrainer des Bundesligisten Borussia und seine Assistenten wartet ein Berg von Arbeit.
Mönchengladbach. Borussen-Präsident Rolf Königs hat dem "wichtigsten Angestellten des Vereins", Hans Meyer, eine ebenso eindeutige wie wortkarg formulierte Aufgabe auf die "To-do-Liste" gesetzt: Klassenerhalt. Ausschließlich dieses Ziel vor Augen, hatte Königs die Verpflichtung Meyers (65) abgenickt. Ist Meyer erfolgreich, winkt eine satte Prämie vom Festgeldkonto der Borussia. Geht die Mission schief, stehen Wohl und Weh des Vereins auf der Kippe.
Doch welche Baustellen muss der große Zampano Hans Meyer bearbeiten, um das Flaggschiff des VfL Borussia wieder auf Bundesliga-Kurs zu bringen?
Das Mannschaftsgefüge: Ich-AGs sind im Meyer-Land unerwünscht. Ab sofort gibt es bei der Borussia keine Stars und Sternchen mehr. Höchstens Basis-Spieler. Meyer ist ein Verfechter des Kollektivs. Unter ihm ist die Mannschaft der Star. Wer nicht mitzieht, wird aussortiert. Die Torhüterfrage: Heimeroth oder Gospodarek? Jos Luhukay hatte auf Heimeroth gesetzt. Der hat größtenteils auch gut gehalten in Liga 1, aber das Pech gehabt, dass Borussia in diesen Spielen trotzdem fast immer verloren hat. Seine schlimmen Patzer gegen Stuttgart und Köln hatten Interimscoach Ziege dazu bewogen, den erfahrenen Uwe Gospodarek (35) ins Tor zu stellen. Doch auch dessen Defizite sind nicht zu übersehen. Dennoch: Meyer wird wohl auch am Samstag gegen den KSC auf Gospodarek setzen.
Die Abwehrkette: Die Borussia hat nach Bremen (19 Gegentore) die schlechteste Hintermannschaft (17) im Oberhaus. Während die Hanseaten trotzdem regelmäßig punkten, steht Gladbach auf einem Abstiegsplatz. Daher wird Meyer ab sofort auf eine eingespielte Formation setzen. Beste Karten haben: Daems, Kleine und Gohouri. Um einen weiteren Platz in der Viererkette kämpfen Voigt, Brouwers, Levels, Jaurès und Ndjeng.
Das offensive Mittelfeld: Nur Marin und Matmour strahlen so etwas wie Torgefahr aus. Für jeden Gegner ist die Borussia daher leicht auszurechnen. Wer den flinken Marin ausschaltet, nimmt der Gladbacher Offensive den Wind aus den Segeln. Gefährliche Schüsse aus der zweiten Reihe sind zudem Mangelware.
Der Sturm: Wenig Positives aus der Abteilung Attacke. Friend hat trotz seiner drei Treffer große Probleme in der Bundesliga. Neuville fehlt die Frische und Leichtigkeit vergangener Tage und Colautti ist immer noch nicht richtig im Borussia-Park angekommen. Und wer war eigentlich nochmal Lamidi? Eine der schwierigsten Aufgaben für Meyer.
Der Auswärtsfluch: Die Borussia ist in der Fremde eine der schlechtesten Mannschaften der jüngeren Bundesliga-Geschichte. Vom einst gefürchteten Konterfußball à la Gladbach ist nichts mehr zu sehen. Den letzten "Dreier" auswärts gab es am 3.Februar 2007 beim 2:0 gegen Arminia Bielefeld.
Das Umfeld und die Medien: Für eine erfolgreiche Mission Klassenerhalt braucht die Mannschaft eines: Ruhe. Doch die ebenso treuen wie kritischen Fans lechzen nach Erfolgserlebnissen. Ist keine Besserung in Sicht, könnte der Meyer-Bonus bei der ausgehungerten Basis schnell verbraucht sein. In diesem Zusammenhang sollte Meyer den alten Clinch mit einigen Medien auch nicht ohne Not neu entfachen.