Trainer gibt private Einblicke Was das Leben von Fortuna-Trainer Thioune für immer verändert hat

Düsseldorf · Er ist seit Februar 2022 Cheftrainer von Fortuna. Das Ziel von Daniel Thioune ist klar formuliert: 15.30 Uhr – Bundesliga.

 Patrick Owomoyela ist Patenonkel von Thiounes Sohn.

Patrick Owomoyela ist Patenonkel von Thiounes Sohn.

Foto: Anne Orthen (ort)/Orthen, Anne (ort)

Daniel Thioune ist ein smarter Typ. Er tritt lässig auf, begegnet Menschen immer auf Augenhöhe, ist in der Öffentlichkeit geduldig, hat Verständnis für alle möglichen Anliegen, die an ihn herangetragen werden. Hier noch eine Geschichte. Da ein Selfie, eine Unterschrift. Es gibt aber auch eine imaginäre Grenze. Sein Privatleben schottet der 49-Jährige weitestgehend ab. Vereinzelt erwähnt er etwas von seiner Familie, doch das Augenmerk liegt auf seinem Berufsleben.

Im Format „Meine Geschichte“ beim Bezahlsender „Sky“ hat er nun einige Einblicke in sein Seelenleben gewährt. Dass der Patenonkel seines Sohnes Patrick Owomoyela ist, mit dem er beim VfL Osnabrück gespielt hatte. Oder dass Bundesverteidigungsminister Boris Pistoris nicht nur in seinem Adressbuch steht, sondern auch dran geht, wenn Thioune anruft. Den Beweis hat er in der Sendung vollführt.

Doch Thioune hat noch mehr private Einblicke gegeben. Sein Vater Senegalese, seine Mutter eine Deutsche. Wie hat ihn der Mix der Kulturen geprägt? „Wenn man meinen Co-Trainer fragt, würde der wohl sagen, dass ich der deutscheste Schwarze bin, den es gibt“, erzählt er. „Bis auf meine Pigmentierung würde er wahrscheinlich wenig von mir in Afrika verorten. Die Offenheit, die hat mich geprägt. Die Weltoffenheit, wenn man aus zwei unterschiedlichen Kulturen stammt, dann gehört das irgendwie dazu.“

Thioune weiter: „Ich bin in Deutschland geboren, sozialisiert worden, ich weiß schon, was die deutschen Tugenden beinhalten. Dass ich Werte schätzen und respektieren sollte. Aber vielleicht auch das familiäre, der Zusammenhalt, den eher die afrikanische Kultur prägt und vielleicht in Verbindung mit Fußball auch ganz gut einsetze.“

Sein Vater ist verstorben, als er die Familie im Senegal besuchen wollte. „Es war ein Tag, an dem wir abends ein Spiel hatten. Ich wollte nach Hause, mich noch kurz vorbereiten, dann habe ich den Anruf von meinem Onkel bekommen. Es war brutal in dem Augenblick. Das weiß jeder, es reißt einem das Herz beim lebendigen Leib raus“, erinnert er sich. „Dann ist die Frage, wie gehe ich damit um. Ich musste es meiner Mutter sagen.“

Thioune ist seinen Weg gegangen. „Abends musste ich Fußball spielen. Ich musste funktionieren. Es gehört zu meinem Leben dazu und der Verantwortung, die ich in mir trage. Ich versuche, Dinge immer zu Ende zu bringen“, sagt er. „Es war sehr schwer an dem Tag, es sind sehr viele Tränen geflossen – auch während und am Ende des Spiels. Viel schwerer war es, sich nicht verabschieden zu können. Das ging erst ein paar Wochen später, als ich in den Senegal geflogen bin. Bei der Beerdigung war ich nicht dabei.“

Verantwortung. Ein großes Thema in seinem Leben. Und auch Haltung zu zeigen. „Es geht mir nicht darum, mich in irgendeiner Weise zu inszenieren oder zu profilieren, sondern ich merke, dass man mir zuhört“, sagt er. „Dann hebe ich auch den Finger, wenn wir gesellschaftlich in eine falsche Richtung laufen und ich das auch offen ausspreche.“

Er selbst meidet indes außerhalb seiner beruflichen Verpflichtungen so gut es geht die Öffentlichkeit. Warum eigentlich? „Ich freue mich schon, wenn ich auf meine Tätigkeit angesprochen werde. Ich sehe mich selbst nicht als berühmt, sondern bestenfalls bekannt. Aber ich brauche einfach meine Phasen, um meinen Akku wieder aufzuladen, und verbringe Zeit mit meiner Familie. Dann lasse ich nur ungern an mir ziehen, auch wenn ich gerne über viele sportliche und gesellschaftliche Dinge rede“, hat er einmal im Gespräch verraten.

„Ich gehe viel spazieren mit meiner Frau, verbringe viel Zeit auf Sportplätzen bei meinen Kindern. Ich bin einfach lieber mit meinen Lieben zusammen in den eigenen vier Wänden als irgendwo in der Innenstadt. Das ist nichts gegen irgendwen, sondern ein Selbstschutz für mich und meine Familie.“ Diese Taktik hat er bisher Konsequent durchgezogen, seine Familie lebt auch noch immer in der gemeinsamen Heimat
Osnabrück.

(gic)