Kunstmesse "Art Cologne": Freundliches und Freches
Rund 190 internationale Galerien bieten auf der Art Cologne zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne feil.
<strong>Köln. Der Wettlauf nach den begehrten Bildern ist bei jeder Art Cologne ein beliebtes Spiel potenter Sammler, egal, ob die Messe wie bisher im Herbst oder wie diesmal im Frühjahr stattfindet. Die ersten Käufer schnappten sich gestern kurz nach der Eröffnung der Kölner Kunstmesse gezielt einen kapitalen Sigmar Polke aus der Koje von Ulrike Schmela: Fünf Supergirls hatte der Maler farbenfroh und flott auf den Untergrund gelegt und mit einem schwarzen Raster überzogen. Rasch fand auch der "Lustmolch" des Konrad Klapheck aus der Galerie Haas in Berlin einen neuen Eigentümer. Sammler lieben große Namen, egal, an welchem Standort sie angeboten werden.
Heinz Mack bietet einen "Garten Eden" für 550 000 Euro an
Trotz des boomenden Kunstmarktes haben es die 190 Galerien in den Kölner Messehallen 4 und 5 nicht leicht, denn Spitzenwerke sind rar. Ernst Ludwig Kirchners "Bergwald" von 1919 soll 1,8 Millionen Euro, ein früher Max Ernst 1,2 Millionen und ein schmauchender Mann mit Pfeife von Picasso 3,8 Millionen Euro bringen. Beck und Eggeling bietet Heinz Macks "Garten Eden" für stolze 550 000 Euro an. Die silbern schimmernde Aluwand wurde 1966 im Foyer des Düsseldorfer Schauspielhauses beschädigt und musste zehn Jahre später vom Künstler renoviert werden. Sie war zuletzt im Pergamon-Museum zu sehen gewesen.70 000 Gäste werden diesmal in Köln erwartet
Die Messe erhofft sich 70 000 Gäste. Sie treffen auf viele Beispiele freundlich, allzu freundlicher Wand-Dekoration. Zu den wenigen Installationen mit Biss gehört "Hitlers Jagdzimmer" des Künstlers Boaz Arad, der für die Galerie Rosenfeld aus Tel Aviv einen grauhaarigen, abgehäuteten Adolf Hitler als Bettvorleger präsentiert und seine Kabine mit bunten Hakenkreuzchen schmückt. Für 35 000 Euro lässt sich der Kerl zusammenrollen und unterm Arm mitnehmen.
Allen Unkenrufen zum Trotz ist die "Mutter aller Kunstmessen" jünger denn je. Die "Open Space" sind geschickt in Szene gesetzt, umrahmt von jungen Galerien und jugendlichen Talenten. Hier erzählt David Scher bei Leo König, New York, lustige Hundegeschichten. Der Autodidakt aus Amerika setzt sogar frei nach dem griechischen Wagenlenker einen Vierbeiner auf einen Wagen.
Abstrakte Kunst ist seltener. Ulrike Schmela präsentiert als Neuentdeckung Ariane Kollar; beliebt sind die Klebestreifenbilder von Joachim Grommek in der Galerie Vous etes ici. Imi Knoebel, Ahnherr dieser konkreten Holz- und Alu-Abstraktionen, ist mit einer mehrteiligen Alu-Acryl-Wand namens Oommm bei Strelow für 150 000 Euro zu haben.
Standort: Sie findet in 50679 Köln-Deutz, Messeplatz 1, in den Hallen 4 und 5 statt.
Öffnung: Bis 22. April, 12- 20 Uhr
Eintritt: 20 Euro pro Tag, 30 Euro für zwei Tage, Abend-Ticket (von 17 bis 20 Uhr) 14 Euro
Ausstellung: 190 Galerien machen mit, darunter 18 junge Galerien. Zu sehen ist die ganze Spannbreite von der Klassischen Moderne bis zur Avantgarde. Es gibt Förderkojen unter dem Begriff "New Talents".
Skulpturenpark: Er liegt in 50668 Köln, Rieler Straße und feiert sein 10-jähriges Bestehen.
Internet: www.skulpturenparkkoeln.de
E-Mail: info@koelnmesse.de