Meinung ARD hört den Knall nicht

"Das Schweizer Referendum ist ein Warnschuss, nach dem es im Nachbarland kein „Weiter so“ geben wird. Das hemmungslose Abkassieren der Bevölkerung für eine nicht bestellte und großenteils nicht abgerufene Leistung hat keine Zukunft" - Ein Kommentar von Ulli Tückmantel

Foto: Schwartz, Anna (as)

Das Traurige an der Reaktion des ARD-Vorsitzenden, Intendanten des Bayerischen Rundfunks und Ex-Regierungssprechers Ulrich Wilhelm auf die Entscheidung der Schweizer, ihre Rundfunkgebühren nicht abzuschaffen, ist ihre reflexhafte Selbstbetrügerei: Ein wichtiges Signal sei das „für unabhängigen Qualitätsjournalismus auch über die Schweiz hinaus“, so Wilhelm, der uns einreden möchte: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der sich auch in Deutschland umfassenden Reformen verpflichtet hat, ist eine Klammer für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

So quakt der Frosch, wenn man seinen Teich trockenlegen will. Und richtig ist natürlich das Gegenteil des Gequakes: Weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich unwillig und unfähig zu „umfassenden Reformen“ zeigt, wird der Politik nichts anderes übrig bleiben, als diese Reformen zu erzwingen. ARD und ZDF sind auch keine „Klammer für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, sondern haben sich längst über die Gesellschaft erhoben und entziehen sich sowohl jeder fachlichen als auch jeder echten demokratischen Kontrolle.

Das Schweizer Referendum ist ein Warnschuss, nach dem es im Nachbarland kein „Weiter so“ geben wird. Das hemmungslose Abkassieren der Bevölkerung für eine nicht bestellte und großenteils nicht abgerufene Leistung hat keine Zukunft. Dafür wird es auch in Deutschland in absehbarer Zeit keine Mehrheiten mehr geben. ARD und ZDF wären besser beraten, sich endlich auf das zu konzentrieren, was ihren wirklichen Wert für eine demokratische Gesellschaft ausmacht.

Dazu braucht man weder 21 Fernsehprogramme, 66 Radiowellen, Hunderte von Online-Angeboten und ein Budget von mehr als acht Milliarden Euro. Was man dazu als Erstes bräuchte, wäre der Wille, sich an seinem Publikum auszurichten — und nicht an dem, was gesetzlich so gerade noch durchsetzbar ist. Dieser Wille ist bei ARD und ZDF nicht erkennbar. Sie haben gestern wieder den Knall nicht gehört.