Meinung Seehofer in Berlin

Nun scheint die Katze aus dem Sack zu sein: CSU-Chef Horst Seehofer wechselt als Minister von München nach Berlin. Wenn die SPD Ja zu einer Neuauflage der Groko sagt. Dann definitiv, endgültig, hundertprozentig.

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Wobei: Seehofer hält es auch gerne mit dem Spruch „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“. Insofern sollte man noch nicht darauf wetten, dass er seinen Wechsel tatsächlich wahr macht. Bis zum Montag, wenn die CSU endgültig ihre Minister benennen will, kann noch viel passieren.

Die wichtigere Frage ist, wem die CSU mit einem gigantischen Innen- und Heimatministerium eigentlich einen Gefallen tun will. Der von Angela Merkel geführten Bundesregierung jedenfalls nicht — allein schon, weil die Verlagerung von Zuständigkeiten mit viel Aufwand und noch mehr bösem Blut innerhalb des Kabinetts verbunden sein wird.

Dem Innenministerium selber helfen die Christsozialen auch nicht, wenn sie es weiter aufblähen. Denn schon jetzt hat es eine Fülle von Aufgaben, die es nur noch mit Mühe bewältigen kann. Speziell bei der inneren Sicherheit. Nein, die CSU will einzig sich selbst einen Gefallen tun.

Erstens, weil sie mit Blick auf die bayerische Landtagswahl im Herbst auch bundespolitisch den Begriff Heimat besetzen will, um so die AfD einzudämmen. Was sie politisch konkret erreichen möchte, bleibt hingegen nebulös. Zweitens begradigt sie mit der Entsendung Seehofers, so es wirklich dazu kommt, den innerparteilichen Frontverlauf noch ein Stückchen mehr. Der Vorsitzende ist dann weit weg in Berlin, und der neue Ministerpräsident Markus Söder kann im Freistaat noch freier schalten und walten.

Nur eines muss bei diesen Operationen auch den traditionell selbstbewussten Christsozialen unbedingt klar sein: Sollte sich der künftige Superminister in Zeiten der Terrorgefahr verzetteln, dann hätten er und die CSU ein riesiges Problem. Und die Bürger erst recht.