Meinung Das ist kein Scherz mehr
Schülergruppen bekämpfen sich mit Feuerwerkskörpern, sind mit Baseballschlägern bewaffnet, stehen unter Drogeneinfluss oder sind betrunken. Die Polizei löst den Kampf mit Schlagstöcken und Pfefferspray auf.
Tatort Köln, Ende der vergangenen Woche. Dieser reichlich misslungene Auftakt einer Mottowoche, die das Ende der Schulzeit vor den Abiturprüfungen markiert, ist leider kein Einzelfall. Erinnert sei nur an die Entführung eines Lehrers in Aachen, die 2015 derart täuschend echt inszeniert wurde, dass Passanten, die die Aktion sahen, verängstigt die Polizei einschalteten. Aus Spaß wird Ernst — und können auch Straftaten werden.
Mit dem Abi-Scherz, so erklären Psychologen, nehmen die Schüler von der Kindheit Abschied und lehnen sich zugleich gegen die Regeln der bürgerlichen Gesellschaft auf. Frühere Schülergenerationen begnügten sich, mit Klopapier und Konfetti den Unterricht zu verhindern. Im digitalen Zeitalter sind aus einem harmlosen Chaos-Tag Chaos-Wochen geworden. Heute geht es zunehmend ums Aufsehen im Netz, das natürlich nur erreicht werden kann, wenn die Schüler ihre Aktionen steigern — immer krasser, immer ausgefallener muss es sein. Grenzen gibt es (scheinbar) keine mehr.
Die Erwachsenen machen es vor. Feiern, die mit Alkoholmissbrauch und Gewalt einhergehen, sind in unserer Gesellschaft keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass heutige Abiturienten jünger sind als ihre Vorgänger. Die Frage nach dem Leben nach der Schule überfordert viele von ihnen. Mit der Folge, dass das Zusammensein mit den Mitschülern ausgedehnt wird — in jeglicher Hinsicht.
Wie aber kann die zwanghafte Eskalation beendet werden? Die Polizei verspricht Präventionsmaßnahmen — wenn sie neben ihren anderen Anforderungen Zeit findet.
Eltern aber müssen ihren Kindern Halt geben. Und sie müssen ihnen klarmachen, dass es Grenzen gibt, dass Feiern auch ohne Eskalation funktionieren und Spaß machen können.