Der Haken an der käuflichen Sicherheit
Wachdienste helfen nur denen, die es sich leisten können
Sicherheit, jedenfalls das subjektive Sicherheitsgefühl, ist käuflich. Das zeigen die Initiativen besorgter Menschen, die sich zusammentun, um ihre Häuser durch private Sicherheitsdienste schützen zu lassen. Dem Einzelnen ist es nicht zu verdenken, wenn er sein Hab und Gut schützen will — doch die Entwicklung insgesamt ist bedenklich. Wenn Sicherheit käuflich ist, so heißt das im Umkehrschluss: Wer sich dies nicht leisten kann, lebt weniger sicher. Und: Einbrecherbanden, die erkennen, dass eine bestimmte Wohngegend besonders geschützt wird, werden ihre Aktivitäten dorthin verlagern, wo nicht so gut aufgepasst wird.
Die Behörden weisen zu Recht darauf hin, dass Sicherheitsdienste nur die „Jedermann-Rechte“ haben. In Fällen von Notwehr und Nothilfe dürfen die Wachleute natürlich auch mal zupacken — wie jedermann halt. Doch ein Recht zur Identitätskontrolle, ein polizeiliches Festnahmerecht steht ihnen nicht zu. Aber ist das allen Beteiligten, wie etwa dem eingeschüchterten Dritten, der nur einfach so durch eine „bewachte Siedlung“ spaziert, immer klar? Halten sich die Wachleute stets an ihre Grenzen, oder maßen sie sich vielleicht doch mal ab und zu Befugnisse an, die sie nicht haben?
Die Aufgabe der Wachleute ist es, aufmerksam zu sein, Gefahren bei der Polizei zu melden und potenzielle Täter abzuschrecken. Diese Grenzen dürfen auch in Zukunft nicht verschwimmen, das staatliche Gewaltmonopol muss erhalten bleiben. Noch gibt es sie bei uns nur in Ansätzen — Siedlungen wie in den USA, die sich wie Trutzburgen ausnehmen. Noch sind wir weit von Zuständen wie in Südafrikas Großstädten entfernt, wo schon mal Schilder an hochgesicherten Häusern warnen: „24 Stunden bewaffnete Antwort.“
Münchens Polizeipräsident hat einmal einen denkwürdigen Satz gesagt: „Die erste Verteidigungslinie gegen Angriffe auf Eigentum, Vermögen oder Know-how der Wirtschaft ist der private Sicherheitsdienstleister.“ Ein Satz wie ein Offenbarungseid, der alle die beunruhigen muss, die mangels finanzieller Mittel nicht hinter dieser „ersten Verteidigungslinie“ in Deckung gehen können. Und dennoch: In Zeiten, in denen so gern nach dem schlanken Staat gerufen wird, beschreibt der Polizeichef durchaus auch die Realität.