Meinung Der Pegida-Spuk wird sich nicht von allein erledigen
Möglicherweise war es vielen Menschen am Freitagabend zu nass und zu kalt, um im Nieselregen gegen das Häuflein der Dügida-Anhänger zu demonstrieren, das sich zum x-ten Mal aufgemacht hat, in Düsseldorf das europäische Abendland gegen den Islam zu verteidigen.
Möglicherweise hat schlicht das Interesse nachgelassen — von dem breiten bürgerlichen Bündnis, das zu Beginn der Demonstrationen im vorigen Dezember noch gegen Dügida getrommelt hat, war nicht mehr viel zu sehen. So marschierten knapp 60 angebliche Islamkritiker mit schwarzen Fahnen und Deutschlandflaggen bewaffnet durch die Straßen und skandierten ihre Parolen, die stark an jene der NPD erinnern.
Seit rund einem Jahr gibt es das Phänomen Pegida, das von Dresden aus binnen kurzer Zeit viele Ableger — nicht nur in Düsseldorf — gefunden hat. Ein Jahr, in dem sich gezeigt hat, dass die Bewegung im Kern aus Rassisten, Rechtsextremen und Ausländerfeinden besteht, und dass es ihr nicht nur um Kritik am Islam geht. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) nennt die Pegida-Organisatoren mittlerweile „harte Rechtsextremisten“ und „Rattenfänger“. Vor einem Jahr noch hatte sich das anders angehört, da warb der Minister noch für Verständnis, das man für die Anhänger aufbringen müsse. Sein Amtskollege aus Nordrhein-Westfalen war da besser im Thema: Ralf Jäger (SPD) bezeichnete Pegida und Co. früh und zutreffend als „Neonazis in Nadelstreifen“.
Hetzer und Brandstifter würde ebenso gut passen. Es ist ja nicht genug damit, dass Pegida bei ihren Aufmärschen wie Montagabend in Dresden nur gegen „Volksverräter“, „Lügenpresse“ und „Asylbetrüger“ wettern würde. Mit Gewaltsymbolen und Hassparolen wird das Feld bestellt für all jene, die es nicht bei Worten belassen: 520 Straftaten gegen Asylbewerbereinrichtungen hat es in diesem Jahr bisher gegeben. Auch die Messerattacke auf die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker am Samstag passt in diesen Zusammenhang. Zu glauben, dass die Täter nicht von Pegida oder durch skurrile Auftritte von AfD-Funktionären beim sonntäglichen Fernsehtalk ermuntert würden, ist ebenso falsch wie gefährlich.
Der Spuk wird sich nicht von allein erledigen, da braucht es lauten Protest (auch bei Regen) und klare Ansagen: Wer bei Pegida und Co. mitläuft und stumpfe Parolen nachplappert, ist nicht besorgt, sondern macht gemeinsame Sache mit Rechtsextremen.