Die Doping-Farce
Das Signal ist fatal: Eine Woche vor den am Freitag startenden Olympischen Spielen im südkoreanischen Pyeongchang gelingt es wieder einer Vielzahl hochverdächtiger russischer Sportler vor dem europäischen Sportgerichtshof Cas, dass die ihnen gegoltenen Sanktionen wegen Dopingmissbrauchs ausgesetzt werden.
Das heißt: Ihre Medaillen aus Sotschi von 2012 dürfen die 28 Wintersportler behalten, weil das Urteil des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gegen sie nicht ausreichend belegt zu sein scheint. Das ist eine herbe Niederlage für die IOC-Juristen, aber noch schlimmer ist das Zeichen für den Sport. Das Signal: Doping lohnt sich doch. Und Gerichte schützen auf diesem Rechtsgebiet von schwerer Nachweisbarkeit im Zweifel mehr, als dass sie verurteilen. Das macht nicht zum ersten Mal deutlich, wie schwierig es ist, juristisch einwandfrei zu sanktionieren.
Russland kollektiv für ein nachgewiesen staatlich organisiertes Dopingsystem zu bestrafen, schien dem IOC Anfang Dezember vergangenen Jahres unmöglich. Obwohl es wohl richtig gewesen wäre, um die Strippenzieher auf politischer und sportpolitischer Ebene zu stellen. Die Krücke für Pyeongchang sieht so aus: Russische Sportler, denen Dopingmissbrauch nach IOC-Lesart nicht nachzuweisen war, dürfen unter neutraler Flagge und ohne Hymne starten. Sie werden als „Olympischer Athlet aus Russland“ geführt.
Dass jetzt aber noch nicht einmal jene juristisch belangt werden, die das IOC längst für überführt hielt, ist eine Farce. Sie würde nur noch davon gekrönt, dass sich eben diese Sportler, die schon in Sotschi die Konkurrenz betrogen haben, in Südkorea wieder auf den Pisten tummeln. Das wäre möglich, wenn auf irgend einem findigen Rechtsweg erstritten würde, dass das Cas-Urteil das Hausrecht des IOC bei den nun anstehenden Olympischen Spielen aushebeln müsste. Dann wären sie alle wieder da. Und die Spiele schon vor Beginn lächerlich gemacht.