Meinung Zeit für den Gegenentwurf zu Trump
Es ist gerade zwei Wochen her, dass Donald Trump neben seinem Gesundheits-Checkup auch einen Test zur Früherkennung von Demenz (wozu das Erkennen gezeichneter Tiere gehört) mit „Bestnote“ bestand.
Auch für seine 80-minütige Rede zur Lage der Nation wird der US-Präsident sich selbst wie so oft eine Eins geben. Er, beziehungsweise seine Redenschreiber, haben alles dafür getan, um die Erwartungen der eigenen Wähler zu erfüllen. Die harte Kante, wenn er „Schurkenstaaten, Terrorgruppen und Rivalen wie China und Russland“ in einem Satz als Herausforderer der USA nennt. Und die atomare Aufrüstung verspricht. Und das Aufrechterhalten des jenseits rechtsstaatlicher Werte geführten Gefangenenlagers Guantanamo. Und natürlich sein Lieblinsprojekt, die Mauer zu Mexiko.
Dass ausgerechnet der Mann, der mit seinen täglichen Twitter-Pöbeleien spaltet, in seiner Rede „ein Team, ein Volk und eine amerikanische Familie“ beschwört, ist freilich der Tatsache geschuldet, dass er bei anstehenden Kongresswahlen eben nicht nur seine eigenen Wähler überzeugen muss. Und dass es Projekte gibt, die ohne die oppositionellen Demokraten nicht gehen.
Diese Demokraten stehen mehr als ein Jahr nach dem Schock der Wahlniederlage immer noch seltsam zerzaust da. Wie gelähmt verfolgen sie das Spektakel dieses Anti-Politikers, der alles bisher Gekannte auf den Kopf stellt. Die von Trump durchgebrachte Steuerreform und das Frohlocken der Wirtschaft überdecken die Aufregung über fast täglich bekannt werdende Rüpeleien oder Lügen, über die man nicht mal mehr überrascht ist.
Auch die Demokraten wollen vor dem Wähler nicht als Verhinderer etwa von Infrastrukturprojekten dastehen und müssen hier und in anderen Bereichen zähneknirschend auf den Präsidenten und seine „Deals“ eingehen. Doch nach der Schockstarre wird es Zeit für einen (auch personellen) Gegenentwurf zu dem unberechenbaren Egomanen im Weißen Haus.