Ein mutiger Schritt – ohne Erfolgsgarantie

Es hat in den vergangenen Jahrzehnten zu viele Vereinbarungen zwischen Israel und Palästinensern gegeben, die als Durchbruch oder Meilenstein bejubelt wurden, um dann doch kaum den nächsten Sommer zu erleben.

Deshalb sollte auch die gestrige Einigung zwischen der israelischen Regierung und der islamistischen Hamas auf eine Waffenruhe nicht vorschnell als Wende gefeiert werden. Aber nach all den deprimierenden und trostlosen Meldungen der vergangenen Wochen ist die unter ägyptischer Vermittlung vereinbarte Feuerpause doch ein vorsichtiges Signal der Hoffnung.

Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn die blutige Spirale der Gewalt, von beiden Seiten in merkwürdiger Eintracht jeweils als "Vergeltung" gerechtfertigt, ein Ende fände. Es muss sich nun erst noch zeigen, ob die Hamas tatsächlich in der Lage ist, auch jene radikalen Splittergruppen unter Kontrolle zu halten, die ihren Heiligen Krieg mit Kassam-Raketen fast täglich in die israelischen Siedlungen trugen. Allein die Tatsache, dass Israel die Gespräche mit der Hamas führte, sollte deshalb nicht zu gering geschätzt werden: Es ist ein Zeichen, dass die Regierung Olmert den ernsthaften Ausgleich mit den Palästinensern sucht.

Denn mit einer Fatah-Führung, die sich - alimentiert durch reichlich fließende US- und EU-Gelder - in der allgegenwärtigen Korruption bequem eingerichtet hat, lassen sich wunderbare Nahost-Gipfel für die Kameras arrangieren und Konsens-Papiere verabschieden. Das dient eher der Beruhigung des Publikums, das sich ein Ende des nahöstlichen Gemetzels wünscht und deshalb für jede gute Nachricht dankbar ist, auch wenn alles nur Inszenierung ist. Obwohl doch jeder weiß, dass die bei den letzten Wahlen abgestrafte Fatah um Präsident Abbas nur Dank westlicher und israelischer Hilfe weiter so tun kann, als spreche sie für Palästina.

Die Schwäche der Fatah aber ist nicht automatisch die Legitimation für die Hamas. Die jetzt in Ägypten gefundene Übereinkunft - so sie denn hält - ist für die Hamas deshalb auch eine erste ernsthafte Prüfung, ob sie denn tatsächlich ein verlässlicher Partner im Nahost-Konflikt sein kann. Bestätigte sich das, wäre dies allein für sich genommen zwar noch keine Lösung dieses Jahrhundert-Konflikts. Aber immerhin ein erster Schritt.