Meinung Fahrprüfungen für Senioren müssen Pflicht werden
Verpflichtende Fahrprüfungen für Senioren sind wahrlich ein heikles Problem — das daher seit vielen Jahren zwar heiß diskutiert, aber nicht gelöst wurde. Wer wagt es schon, sich bei einer großen Zahl der Bürger unbeliebt zu machen?
Bei der vergangenen Bundestagswahl 2013 war mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten über 60 Jahre alt. Diese Stimmen will keine Partei mit einem unbequemen Thema riskieren, schon gar nicht im Wahljahr 2017.
Die Forderung der Versicherer, zunächst zehn Jahre lang auf freiwilliger Basis Eignungstests einzuführen und dann gesetzlich verbindliche vorzuschreiben, greift zu kurz. Die Freiwilligkeit hat den Nachteil, dass eher Autofahrer antreten werden, die eigentlich wissen, dass sie für den Straßenverkehr tauglich sind und nur eine Bestätigung dafür suchen, während unsichere lieber nicht ihren Führerschein riskieren und fernbleiben. Das ist menschlich verständlich, hilft aber in der Sache nicht weiter.
In Italien, Spanien und den Niederlanden gibt es verpflichtende Gesundheitschecks für ältere Autofahrer. Das ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, weil dadurch die Verkehrssicherheit erhöht wird. Wer nicht fit genug ist, sich hinter das Steuer zu setzen, muss es lassen. Hierzulande ist es zum Beispiel Ärzten wegen ihrer Schweigepflicht nicht möglich, Namen von Patienten, die auf keinen Fall fahrtauglich sind, weiterzugeben. Die Mediziner können nur versuchen, diese Menschen nachhaltig zu warnen, was sie für sich und andere riskieren. Die Entscheidung trifft der Patient alleine.
Die größte Hürde bei der Entscheidung, die Fahrerlaubnis abzugeben, ist die dann fehlende — oder zumindest eingeschränkte — Mobilität. Nach den Erfahrungen des ADAC beängstigt das auch Autofahrer mit einer Fahrleistung von unter 1000 Kilometern pro Jahr. Da lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob das Halten eines Autos oder Taxifahren günstiger ist.
Mittelfristig wird die Politik ihre Taktik des Herumlavierens aufgeben und klare gesetzliche Regelungen schaffen müssen. Es geht um die Sicherheit im Straßenverkehr, die nicht durch immer mehr fahruntaugliche Senioren zusätzlich gefährdet werden darf. Das ist bitter für die Betroffenen, schützt aber die Allgemeinheit. Der Unfallforscher Siegfried Brockmann meint, dass noch zehn Jahre vergehen können, bis dies umgesetzt werden muss. So viel Zeit haben wir aber nicht.